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In der weltweiten virologischen Überwachung auf in der Bevölkerung zirkulierende Influenzaviren liegt für die Virologen die einzige Chance, möglichst gute Influenza-Vakzine zu produzieren. 

Foto: AP/dapd/Henning Kaiser

Experten beklagen, dass sich in Österreich viel zu wenige Menschen jährlich gegen die Influenza impfen lassen. Damit ließen sich bis zu drei Viertel der Erkrankungen verhindern. "Alljährlich kommt es während der Herbst-/Wintermonate - meist zwischen Dezember und März - zu einer Influenzaepidemie, bei der sich fünf bis 15 Prozent der Bevölkerung infizieren und viele davon erkranken", so Monika Redlberger-Fritz und Therese Popow-Kraupp vom Klinischen Institut für Virologie an der MedUni Wien. "Die Influenza-assoziierte Übersterblichkeit in Österreich liegt - mit starken jährlichen Schwankungen - im Durchschnitt bei 15,5 Fällen pro 100.000 Einwohnern, das sind insgesamt etwa 1.300 Todesfälle pro Jahr", stellten sie fest.

Antigene stimmen selten exakt mit Erregern überein

Die Virologinnen betrachten die Impfung als sichere, effektive und kostengünstige Präventivmaßnahme: Jeder Mensch sollte sich schützen, besonders jedoch Personen mit Grunderkrankungen, schwangere Frauen, Kinder zwischen einem halben und vier Jahren, Personen, die älter als 50 Jahre sind, stark übergewichtige Personen sowie Betreuungspersonen inklusive medizinischem Personal sowie Personen mit häufigem Publikumskontakt.

Viele Immunisierungen weisen einen weit mehr als 90-prozentigen Schutzgrad auf. Bei der Influenza ist das wegen der starken und schnellen Veränderlichkeit der Viren bisher nicht zu erreichen. Die im Impfstoff vorhandenen Antigene stimmen nämlich nur selten genau mit den zirkulierenden Erregern überein.

Perfekte Impfstoffe bei der "Schweinegrippe"

Bei der "Schweinegrippe"-Pandemie gab offenbar ziemlich "perfekte" Impfstoffe, so die Wiener Virologinnen: "Eine erst kürzlich publizierte Studie zeigt eindrucksvoll die hohe Wirksamkeit der Impfung gegen das Pandemievirus des Jahres 2009 (A(H1N1)pdm09, Anm.). In diesem Fall war eine volle Übereinstimmung zwischen Impfstamm und Wildvirus gegeben, und die Influenzaimpfung schützte die untersuchte Personengruppe zu 77 Prozent vor einer laborbestätigten Influenzavirus-Infektion. Des Weiteren wurde gezeigt, dass die Influenzaimpfung in dieser Personengruppe die Influenza-bedingten Krankenhausaufnahmen um zirka 20 Prozent verringert, sowie die Influenza-assoziierten Todesfälle um 51 Prozent."

Freilich, bei nicht optimaler Übereinstimmung der Impfstoffantigene mit den zirkulierenden Influenzaviren nimmt die Wirksamkeit der Influenzaimpfung entsprechend ab und beträgt dann nur noch bis zu 30 bis 50 Prozent. Das war offenbar vergangenes Jahr der Fall. Die Expertinnen: "Das Auftreten einer Influenzavirus A(H3N2)-Driftvariante während der Saison führte zu einer eingeschränkten Übereinstimmung zwischen Impfstamm und dem Wildvirus. Dies bedingte eine Wirksamkeit der saisonalen Influenzaimpfung gegen eine laborbestätigte Influenza-Erkrankung von nur knapp 50 Prozent."

Gerade deshalb sei die weltweite virologische Überwachung auf in der Bevölkerung zirkulierende Influenzaviren so wichtig. Das ist die einzige Chance, möglichst gute Influenza-Vakzine zu produzieren. Speziell wichtig wäre die Immunisierung von Ärzten und Krankenpflegepersonal. Im Verlauf einer milden Influenza-Saison infiziert sich nämlich etwa ein Viertel von ihnen - und trägt das Virus dann weiter. (APA/red, 4.12.2012)