Nach den vielen Flops der Vergangenheit ist der Swisscom die Lust auf weitere große Abenteuer im Ausland vergangen: "Die Zeit für Auslandsengagements ist vorbei", sagte Swisscom-Chef Carsten Schloter am Dienstag auf einer Telekom-Tagung in Zürich. Die Swisscom war auch in Österreich als Teilhaber der UTA aktiv und wurde eine Zeit lang als Käufer von Platzhirsch Telekom Austria gehandelt.

"Ein Eintritt in einen neuen Markt ist dort illusorisch"

Von der Struktur der Swisscom und den Fähigkeiten des Managements her kämen für Akquisitionen realistischerweise nur europäische Länder in Frage. Angesichts der Krise stünden aber dort die Zeichen in den nächsten Jahren auf Konsolidierung. "Ein Eintritt in einen neuen Markt ist dort illusorisch", sagte Schloter.

Und für eine Expansion in andere Kontinente habe die Swisscom nicht die geeigneten Leute in der Führungsetage. Ein Manager, der seine Asien-Erfahrungen nutzen wolle, komme nicht zur Swisscom, sagte Schloter. "Unser Fokus muss in den nächsten Jahren das Geschäft in der Schweiz und in Italien sein." Die Swisscom-Tochter Fastweb, die in den vergangenen Jahren das Ergebnis nach unten gerissen hatte, sei mittlerweile gut unterwegs.

Ein Entscheid über den Kauf der Mehrheit an der staatlichen Telecom Liechtenstein (TLI) falle im nächsten Quartal, sagte Schloter. Auf Anfrage der Regierung des Fürstentums habe die Swisscom Interesse signalisiert.

Allerdings "unter der Voraussetzung, dass wir hohe Synergien in Verbindung mit dem Schweizer Geschäft erzielen können", sagte Schloter. Das heiße, die Swisscom wolle die gleiche Angebotsstruktur wie in der Schweiz fahren. Das schaue man sich im Moment an. "Wenn das nicht möglich ist, dann kann dieser Deal so nicht zustande kommen", sagte Schloter.

Wandel

Auch nach dem jüngsten Stellenabbau gehe der Wandel bei der Swisscom in der Schweiz weiter. In gewissen Bereichen werde weiter abgebaut, während andere aufbauen würden. "Wenn ich heute eine Wette eingehen müsste, würde ich einen ziemlich hohen Betrag setzen, dass wir Ende nächsten Jahres mehr Personal in der Schweiz haben werden als heute", sagte Schloter. Darin seien Akquisitionen aber mitgezählt.

Wachstumschancen sieht Schloter beispielsweise im Strommarkt, wo die Swisscom die Regelung von Stromnetzen übernehmen will. Auch der Gesundheitsmarkt biete Geschäftsmöglichkeiten. Denn der Markt sei sehr zersplittert. Da könne die Swisscom den Kunden zu Skaleneffekten verhelfen, die sie alleine nicht erreichen würden.(APA, 04.12. 2012)