Wien - Die auratische Intensität seines Spiels ist legendär, ebenso wie die von ihm initiierten Projekte und Programme. Dabei versteht es der Geiger Gidon Kremer auch noch, markante Künstlerpersönlichkeiten um sich zu versammeln, die sich mit ihm zu spontanem Musizieren unter Hochspannung zusammenfinden. Eine von ihnen ist die Pianistin Khatia Buniatishvili: Markant, präsent und pointiert weiß sie im Musikverein noch das kleinste Detail zu gestalten, kann voll auftrumpfen, ohne den Dialog mit ihren Kammermusikpartnern jemals zu gefährden.

Zusammen mit Kremer widmete sie sich einer fantastisch leuchtenden Interpretation von César Francks Violinsonate in A-Dur, gemeinsam mit der Cellistin Giedre Dirvanauskaite gestalteten sie dessen Klaviertrio op. 1 so nuancenreich und zwingend, dass die Qualitäten des manchmal ein wenig gering geachteten Komponisten außer Zweifel zu stehen schienen. Unverwechselbar ist und bleibt Kremers von Verletzlichkeit und Innigkeit beseelter Geigenton. Demgegenüber hatte es Dirvanauskaite am Violoncello schwer, ähnlich präsent zu sein - obwohl sich alle zu sensibler Partnerschaftlichkeit fügten.

Kremers Einsatz für zeitgenössische Tonsetzer begleitet ihn schon seine ganze Karriere. Das Trio con echi da Monteverdi - Lasciatemi Morire von Stevan Kovacs Tickmayer ist allerdings leider ein recht schwaches Stück über starke Gefühle, mag auch noch so viel persönliche Bedeutung mitschwingen. (Das Werk ist dem Gedenken an Kremers Mutter gewidmet.)

Tschaikowskys Klaviertrio a-Moll op. 40 wurde im Musikverein durch die drei ein packendes Plädoyer für einen vielfach kritisierten Komponisten. Ein wenig mehr von solchem Feuer täte auch manchem anderen Konzert im Klassikbetrieb gut. (Daniel Ender, DER STANDARD, 5.12.2012)