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Das Wiener Derby - künftig im FreeTV oder nicht?

Foto: APA/Oczerert

Wien - In einem Wiener Innenstadt-Hotel begehen die Spitzen der österreichischen Fußball-Bundesliga am Freitagabend in feierlichem Rahmen die Jahresabschlussfeier. In den Stunden davor wird aber noch heftig gefeilscht: Im Mittelpunkt der Verhandlungen stehen vor allem der neue TV-Vertrag und das Liga-Format - zwei Themen, die bereits seit Monaten die Wogen hochgehen lassen.

Der aktuelle TV-Vertrag, der für die Liga kolportierte knapp 18 Millionen Euro pro Jahr bringt, läuft mit Saisonende aus. Theoretisch könnte der neue Kontrakt schon am Freitag im Rahmen der Hauptversammlung beschlossen werden, allerdings ist dieses Szenario äußerst unrealistisch. Angebote von Medienunternehmen liegen zwar auf dem Tisch, werden aber wohl nachverhandelt. "Aus Erfahrung wissen wir, dass TV-Verträge erst im Frühjahr fixiert werden. Ich denke, das wird auch diesmal der Fall sein", sagte Bundesliga-Präsident Hans Rinner.

Wie schon in der Vergangenheit geht es bei der wichtigsten Einnahmequelle für die Clubs darum, die Interessen von Pay- und Free-TV zu einem möglichst gewinnbringenden Konsens zusammenzuführen. Der Bezahlsender Sky wünscht sich mehr Exklusivität, während Free-TV-Sender wie der ORF eine umfangreiche Live-Berichterstattung im frei empfangbaren Fernsehen anstreben.

"Mindestens zwei und höchstens 72 Live-Spiele im Free-TV"

Die Bundesliga hielt sich bei der Ausschreibung alle Optionen offen. "Unsere Vorgaben sind, dass mindestens zwei und höchstens 72 Live-Spiele pro Saison im Free-TV zu sehen sind", erklärte Rinner. Wie viele Partien im Endeffekt im frei empfangbaren Fernsehen direkt übertragen werden, hängt von der Zahlungsbereitschaft der jeweiligen Sender ab.

Diesbezüglich ließen sich weder die interessierten TV-Stationen noch die Liga selbst in die Karten blicken. "Wir geben zu diesem Thema keine finanziellen Details bekannt", betonte Rinner. Allerdings wies der frühere Sturm-Graz-Präsident darauf hin, dass eine signifikante Steigerung der TV-Gelder wohl nur durch mehr Rechte fürs Pay-TV möglich sei - der Stellenwert des Free-TV befinde sich im Sinken. "Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass sich der Werbewert eines Live-Spiels im Free-TV im Verhältnis zum Gesamt-Werbewert der Bundesliga deutlich reduziert hat", erklärte Rinner.

Rinner und auch einige Clubs tendieren offenbar in Richtung mehr Pay-TV - ganz im Gegensatz zu Rapid. Der Rekordmeister wünscht sich eine Beibehaltung des Status quo mit einem Live-Spiel pro Runde im frei empfangbaren Fernsehen. "Das ist auch eine gesellschaftspolitische Position. Es gibt in Österreich viele Fans, die von 800 oder 900 Euro im Monat leben müssen und sich kein Sky-Abo leisten können. Es wäre nicht fair, den Bundesliga-Fußball wegen zwei oder drei Millionen Euro mehr im Pay-TV verschwinden zu lassen", betonte Clubchef Rudolf Edlinger.

Kein unwiderruflicher Standpunkt

Allerdings gibt es für den ehemaligen Finanzminister eine Schmerzgrenze. "Wenn Sky 30 Millionen Euro pro Jahr auf den Tisch legt, muss ich diesen Standpunkt im Interesse meines Vereins aufgeben. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass das passieren wird."

Rapid sieht sich aufgrund des Status als populärster Verein des Landes bei den Rechte-Verhandlungen in einer Position der Stärke. "Es wissen alle, dass die TV-Verträge ohne Rapid viel weniger wert wären", sagte Edlinger. Deshalb fordert der 72-Jährige mit Nachdruck eine Änderung bei der Verteilung der Fernsehgelder, die bisher über einen fixen Sockelbetrag für jeden Verein und den Österreicher-Topf ausgeschüttet wurden.

Nach den Vorstellungen Edlingers soll nun eine dritte Komponente eingeführt werden, die sich am sportlichen Abschneiden orientiert. Durch dieses in den meisten europäischen Ländern praktizierte System würden erfolgreichere Bundesligisten mehr kassieren. "Das bisherige Modell hat dazu geführt, dass wir weniger als zum Beispiel Wiener Neustadt bekommen haben, und das kann nicht sein", sagte Edlinger.

Edlinger will ein Entgegenkommen

In den vergangenen Wochen drohte der Rapid-Präsident mehrmals mit einer Eigenvermarktung seines Clubs, sollte sein Begehren nicht umgesetzt werden. Diese Option könnte ab Freitag vom Tisch sein, denn zuletzt kamen Edlinger und Bundesliga-Vorstand Georg Pangl in einem gemeinsamen Gespräch einer Einigung nahe. "Die Eigenvermarktung würde Rapid am meisten bringen, aber wir sind bereit, einen Kompromiss einzugehen, wenn uns die Liga in der Sache der leistungsbezogenen Auszahlung entgegenkommt", erklärte Edlinger.

Liga-Chef Rinner kann sich die Einführung eines von Saison-Endplatzierungen abhängigen Aufteilungsschlüssels vorstellen. Dies würde nach Angaben des Steirers aber keinen Geldregen für Rapid bedeuten. "Wir haben das durchgerechnet. Der Unterschied zur jetzigen Situation wäre nicht allzu groß."

Neben den Begehrlichkeiten rund um den TV-Vertrag muss sich der Bundesliga-Präsident am Freitag auch mit dem Liga-Format, und hier speziell mit dem Übergang von der Regionalliga in die Erste Liga, befassen. Im Zusammenhang mit der zweithöchsten Leistungsstufe stehen die Aufstockung auf 16 Teams, der vom ÖFB vehement geforderte Direktaufstieg der Regionalligameister und die Zulassung von Amateurmannschaften der Profi-Clubs zur Debatte.

Comeback der Amateur-Teams?

"Bei den Amateur-Teams kann man darüber nachdenken, dass man eine limitierte Anzahl in der Erste Liga spielen lässt", sagte Rinner. Massive Einwände hat der 49-Jährige aber gegen eine Aufstockung auf 16 Mannschaften. "Das wäre sportlich und infrastrukturell ein großer Nachteil." Die Frage des Direktaufstiegs könnte man laut Rinner mit einer Reduzierung von drei auf zwei Regionalligen lösen. Dieser Vorschlag stößt jedoch bei den ÖFB-Landesverbänden nicht gerade auf Zustimmung. (APA; 5.12.2012)