Kampala/Wien - Ein Jahr lang musste Beti Lawimo sparen, bis sie die 700. 000 Uganda-Schilling (etwa 180 Euro) beisammenhatte. Dann konnte sie sich ihren Traum erfüllen: Eine eigene Solaranlage. Seither laufen ihre Geschäfte deutlich besser.
Am Abend schaltet sie in ihrem Lokal in Awach im Norden Ugandas seither einfach die Lampe an, damit die Männer nicht im Dunkeln trinken müssen, aus dem Radio dröhnt nun Musik. Untertags bringen die Dorfbewohner ihre Handys zum Aufladen vorbei, 1000 Schilling verlangt Lawimo pro Gerät. Auf einem Sack Linsen neben ihrem Bett im Raum hinter der Schank liegen bis zu sechs Telefone zum Laden.
Kostbares Gut
Strom ist ein kostbares Gut in Uganda: In den Städten kommt es regelmäßig zu Stromausfällen, auf dem Land sind viele Dörfer erst gar nicht ans Netz angeschlossen. Ugandas Regierung propagiert daher erfolgreich ein alternatives Modell: Sonnenenergie.
In Jinja, wo der Nil aus dem Victoriasee fließt, steht derzeit das wichtigste Kraftwerk des Landes - ein Ausbau ist geplant, verzögert sich aber seit Jahren. Gleichzeitig wächst die Industrie, und vor allem die Bevölkerung wächst rasant, jedes Jahr kommt zu den derzeit etwa 35 Millionen eine weitere Million Ugander dazu.
Streit um Wasserkraft
Gleichzeitig ist es schwer, neue Wasserkraftwerke zu bauen: Nilkraftwerke sind höchst umstritten. Der Nord- und Südsudan und vor allem Ägypten fürchten, dass weitere Kraftwerke am großen Strom ihnen langsam das Wasser abgraben und das Ökosystem durcheinanderbringen könnten.
Wer heute durch den armen Norden des Landes fährt, sieht überall Solarpaneele: In fast allen Dörfern säumen sie die Straße, sie stehen vor Friseursalons, die mit ihnen ihre Schneidemaschinen antreiben, vor den kleinen Geschäften, die ihrer Kundschaft so gekühltes Bier anbieten, und vor den Bars wie jener von Lawimo. Zwischen 100.000 und einer Million Schilling kostet ein Paneel, wegen der Qualität sind vor allem deutsche Geräte beliebt.
Welweit beste Voraussetzungen
Weil das Land direkt am Äquator und teilweise hoch über dem Meeresspiegel liegt, habe es weltweit die besten Voraussetzungen für Solarenergie, meinen die örtlichen Behörden. Einerseits wollen sie mit der Sonne Strom gewinnen, andererseits soll sie den steigenden Warmwasserbedarf des Landes decken.
Wer sich derzeit in Uganda eine Warmwassersolaranlage kauft, bekommt die Hälfte von der Weltbank bezahlt. Gleichzeitig ist ein Gesetz in Vorbereitung, das bei Neubauten solche Anlagen verpflichtend vorschreiben soll. Einer der größten Profiteure dieser Regelung wäre ein Österreicher.
Franz Eichinger kommt aus St. Pölten und lebt seit mehr als zehn Jahren in Uganda. Seit 2009 verkauft er Solarwarmwasseranlagen, seine Firma ist eine der größten am Markt. Am Munyonyo Commonwealth Center, einem Hotel bei Ugandas Hauptstadt Kampala, baute seine Firma die größte derartige Anlage Afrikas. Ugandas Präsident Yoweri Museweni hat eins seiner Geräte auf seinem Dach, genauso wie zahlreiche Minister.
Warmwasser für Schulen
Derzeit benutzen vor allem Schulen Eichingers Anlagen - weil die Hälfte aller Ugander unter 18 ist, ist das ein lukrativer Markt. Mit den Solaranlagen wird dort Wasser zum Kochen erhitzt: Wo früher vier Scheibtruhen Holz pro Tag gebraucht wurden, reicht dank der Anlagen nun eine einzige. "Das ist doch blöd, hier Bäume umzuhacken, wenn es so viel Sonne gibt", sagt Eichinger.
Das System hinter den Geräten ist einfach: Auf eine Platte werden Metallrohre montiert, die wiederum mit breitem schwarzem Kupferdraht umwickelt werden, das Ganze wird mit einer Glasplatte abgedeckt. Ans obere Ende der Konstruktion wird ein Wassertank von 300 oder 400 Litern angeschlossen. Scheint die Sonne, erwärmt sich das Wasser in den Rohren, weil warmes Wasser aufsteigt und kühleres absinkt, zirkuliert die Flüssigkeit. Eichinger kauft die einzelnen Komponenten zwischen China und Belgien zusammen und lässt sie in Kampala zusammenbauen.
Umweltfreundliche Geräte
Weil die Geräte Feuer und Strom sparen, seien sie auch äußerst umweltfreundlich, meint Eichinger - im Gegensatz zu den Strompaneelen. Um am Abend Strom zu haben, schließt Barbesitzerin Lawimo genauso wie alle anderen Solarpaneelbenutzer ihr Gerät an eine alte Lkw-Batterie an. Wenn Paneel und Batterie einmal kaputt sind, werden sie nicht entsorgt, sondern landen hinter der Hütte. (Tobias Müller, DER STANDARD, 6.12.2012)