"Die ÖVP hat nicht einen Cent von EADS oder von irgendeiner Firma, die mit EADS in Zusammenhang steht, bekommen." Also sprach Wolfgang Schüssel, der berühmte Schweige-Kanzler, jetzt am Rande einer Buchpräsentation. Es ist nicht auszuschließen, dass das stimmt. Aber es wäre dann trotzdem nur die halbe Wahrheit.

Schüssel hat sich im Rahmen eines berühmten Frühstücks am 2. Juli 2002 mit Karl-Heinz Grasser und Verteidigungsminister Scheibner plötzlich für den Eurofighter von EADS entschieden. Gut möglich, dass sein Hauptmotiv ein europapolitisches war: Schüssel wollte Flieger, die mit einer künftigen EU-Armee kompatibel waren. Denkbar auch, dass Schüssel auch zu gescheit war, um sich und die ÖVP in eine Korruptionsfalle zu begeben.

Aber schon das Nächste, was Schüssel jetzt sagt, ist lächerlich und zeigt seine bekannte Verachtung für die Intelligenz anderer: Er könne sich "kaum vorstellen", dass im Zusammenhang mit den Eurofighter-Gegengeschäften Schmiergelder geflossen seien.

Nein, es wurden nur völlig sinnlos Millionen an eine Firma des FPÖ-Mannes Gernot Rumpold und an ein Lieblingsprojekt des Jörg Haider gezahlt. Schüssels Kanzlerschaft und die ganze "Wende" hing daran, dass die Wünsche Haiders, der FPÖ und indirekt wohl auch Grassers ("Magna" -Connection) befriedigt wurden. Darüber muss Schüssel sprechen, aber nicht nur so en passant. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 6.12.2012)