Frankfurt am Main - Europas wichtigste Aktienbörsen haben am Donnerstag in der Gewinnzone geschlossen. Der Euro-Stoxx-50 stieg um 11,32 Einheiten oder 0,44 Prozent auf 2.603,41 Zähler. Im Mittelpunkt standen dabei laut Marktteilnehmern neben gestiegener Hoffnung auf eine Einigung im andauernden US-Budgetkonflikt die Notenbanksitzungen in Europa.

Dabei beschlossen sowohl die Bank of England (BoE) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) wie an den Märkten erwartet, ihre Leitzinsen unverändert bei 0,50 bzw. 0,75 Prozent beizubehalten. Die EZB verlängerte jedoch gleichzeitig ihren unbegrenzten Kredit für Banken: Die sogenannte Vollzuteilung bei den Hauptrefinanzierungsgeschäften mit den Banken werde "so lange wie nötig", mindestens jedoch bis 9. Juli 2013 verlängert, kündigte EZB-Präsident Mario Draghi an. Ursprünglich wäre die Rundumversorgung im Jänner 2013 ausgelaufen.

Zudem erwartet die EZB für 2013 ein weiteres Rezessionsjahr in der Eurozone. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde voraussichtlich um 0,3 Prozent fallen, hieß es in der heute veröffentlichten Prognose. Noch im September hatte die Notenbank mit einem Wachstum von 0,5 Prozent gerechnet. In diesem Jahr soll die Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent schrumpfen.

Stärkster Sektor war laut einem Branchenvergleich im Stoxx-600 die Chemiebranche, deren Subindex um 1,86 Prozent anstieg. Auch der Gesundheitssektor (plus 1,19 Prozent) und die Baubranche (plus 1,06 Prozent) legten zu. Klar schwächste Branche des Tages war hingegen der Energiesektor, deren Subindex um 2,11 Prozent fiel.

Unter den Einzelwerten gingen Bayer im Euro-Stoxx-50 mit den größten Aufschlägen aus dem Handel, die Papiere rückten um 3,41 Prozent auf 72,54 Euro vor. Der Pharmakonzern will sein Augenmittel Aflibercept in Europa in einem weiteren Krankheitsfeld vermarkten. Insgesamt sollen fünf neue Präparate den Leverkusenern nach deren eigenen Berechnungen einen jährlichen Spitzenumsatz von rund 5,5 Mrd. Euro bescheren. Das Augenmittel alleine soll einmal rund eine Milliarde Euro im Jahr einbringen.

Ebenfalls klar befestigt notierten im Euro-Stoxx-50 CRH (plus 2,32 Prozent), Allianz (plus 1,58 Prozent) und Societe Generale (plus 1,53 Prozent). Zu den größten Kursverlierern zählten hingegen Intesa SanPaolo (minus 1,37 Prozent), RWE (minus 1,38 Prozent) und France Telecom (minus 1,79 Prozent).

GDF Suez erwartet deutlich weniger Profit

Ans Schlusslicht im Index rutschten GDF Suez mit einem herben Minus von 11,34 Prozent auf 15,29 Euro. Der französische Versorger kündigte deutlich weniger Gewinn in den nächsten Jahren an und hat damit die Anleger an der Börse verschreckt. Dem Konzern macht vor allem die schwache Nachfrage nach Gas in Europa zu schaffen. Das Management will mit einem milliardenschweren Sparprogramm gegensteuern und den Fokus stärker auf Schwellenländer richten.

Der Umbau der Eigentümerstruktur beim europäischen Flugzeugbau-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS soll schnell unter Dach und Fach. Nach der Einigung von Deutschland und Frankreich auf die neue Verteilung der Anteile an dem Unternehmen dürfte Anfang 2013 eine außerordentliche Hauptversammlung über den Plan der bisherigen Großaktionäre abstimmen und damit den Einstieg Deutschlands als drittem staatlichen Aktionär perfekt machen. EADS legten im Pariser CAC-40 um 7,97 Prozent auf 29,40 Euro zu.   (APA, 6.12.2012)