Wien/Nyon - Uefa-Präsident Michel Platini denkt bisweilen laut, der Franzose ist von der Europa League nicht wirklich überzeugt. In der gesamteuropäischen Wahrnehmung ist sie in der Tat unattraktiv, folglich möchte sie Platini abschaffen. Er plant ab 2015 die Gruppenphase der Champions League von 32 auf 64 Teams zu verdoppeln. In Österreich macht er sich damit unbeliebt. Für Rapid-Präsiden Rudolf Edlinger wäre eine Umsetzung dieser Idee "ein massiver Anschlag auf die Kleinen. Die Europa League ist für Vereine aus Ländern wie Österreich eine wichtige Sache. Wenn man sich da für die Gruppenphase qualifiziert, ist das ein essenzieller Bestandteil des Budgets".

Eine Streichung würde laut Edlinger die finanziellen Unterschiede in Europa verschärfen. "Die Reichen werden noch reicher, die Armen noch ärmer. Es kann nicht das Ziel der Uefa sein, dass in Österreich alle nur mehr Barcelona gegen Real Madrid schauen und unser Fußball auf Amateurbasis stattfindet."

Ähnlich denkt Austrias Wirtschaftschef Markus Kraetschmer. "Die Champions-League-Gruppenphase auf 64 Klubs aufzublähen, wäre eine Mogelpackung." Kraetschmer geht davon aus, dass Platinis Reformideen nicht umgesetzt werden. "Der Gegenwind ist groß." Adaptierungen des Bewerbsformats kann sich der Austria-Manager aber vorstellen, zum Beispiel die Streichung der Regelung, dass die Dritten der Champions-League-Gruppenphase ins Sechzehntelfinale der Europa- League umsteigen. Diese Meinung teilt er mit Ried-Manager Stefan Reiter. " Dieser Umstieg vermittelt den Eindruck, dass die Europa League ein B-Bewerb ist."

Der Oberösterreicher steht Platinis Visionen nicht gänzlich ablehnend gegenüber. "Für Österreich funktioniert die Europa League gut, aber man kann nicht abstreiten, dass sie nicht das Gelbe vom Ei ist. Man sollte Reformideen nicht gleich ablehnen, man muss über die eigene Nasenspitze hinausschauen. K.-o.-Spiele haben eine höhere Attraktivität, da kann mehr passieren."

Ralf Rangnick, Sportdirektor bei Red Bull für die Fußballabteilungen in Salzburg und Leipzig, reagiert zurückhaltend. "Es ergeben sich zu viele offene Fragen. Wie schafft man zusätzliche Termine? Welche Vereine dürfen mitmachen?" Sein deutscher Landsmann Peter Hyballa, Trainer von Sturm Graz, vertraut prinzipiell auf die hehren Absichten Platinis. "Er will den Fußball sicher nicht verschlechtern." Allerdings müsse die Uefa aufpassen. "Wenn man immer nur für die großen Klubs arbeitet, wird es ein Problem geben." Der 37-Jährige weist auf die Vergangenheit hin: " Meistercup, Cup der Cupsieger und Uefa-Cup waren so schlecht auch wieder nicht. Für alle." (APA, red, DER STANDARD, 7.12.2012)