Köln - Schlecker, der Versandhändler Neckermann und andere große Insolvenzen haben die Schäden der Kreditversicherer in diesem Jahr auf ein Rekordhoch getrieben. Der Schadenaufwand durch nicht mehr beglichene Rechnungen für gelieferte Waren wird 2012 auf 1,3 Mrd. Euro (Vorjahr: 727 Mio. Euro) steigen, wie der Chef der Kommission Kreditversicherung im Branchenverband GDV, Ralf Meurer, am Donnerstag in Köln mitteilte.
Trotzdem laufen die Geschäfte für die Branche nicht schlecht. Die Beitragseinnahmen kletterten um zwei Prozent auf 1,6 Mrd. Euro. "Der Markt nimmt heute deutlich mehr Kreditversicherungsschutz in Anspruch als zu Beginn der Euro- und Staatsschuldenkrise", erklärte Meurer. Und trotz der Schadenquote von 83 (47,5) Prozent steigt auch das Deckungsvolumen auf einen Rekordstand. Bis September versicherten die Anbieter Lieferungen im Volumen von 358 Mrd. Euro, ein Plus von 3,5 Prozent. In der Finanzkrise hatten sie sich gegen den Vorwurf wehren müssen, sie ließen die Unternehmen im Stich. "Zusammengefasst kann man das Jahr 2012 für die Kreditversicherer durchaus als Jahr der Extreme bezeichnen", sagte Meurer.
Die Branche wird von drei Unternehmen dominiert: Marktführer in Deutschland ist die von Meurer geführte Allianz-Tochter Euler Hermes , es folgen Atradius (früher Gerling) und Coface. Größere Kreditversicherer sind auch noch Zurich und R+V.
Kreditversicherer sichern Warenlieferanten gegen Zahlungsausfälle ihrer Kunden - zumeist im Ausland - ab. Deutschland ist der weltgrößte Markt dafür, weil viele Mittelständler stark exportorientiert sind. Für 2012 gehen die Kreditversicherer für Deutschland von einem Rückgang der Insolvenzen um 1,3 Prozent auf 29.700 aus. Die zu den Insolvenzen angemeldeten Forderungsausfälle dürften sich laut Prognose mit rund 40 Mrd. Euro zum Vorjahr verdoppelt haben. 2013 erwartet die Branche einen Anstieg der Pleiten um ein Prozent auf 30.000. (APA, 6.12.2012)