Mit ihrem Wunsch nach Aufstockung des Vorstands der Telekom Austria um einen dritten Direktor hat sich Hauptaktionär ÖIAG leisen Widerstand im Aufsichtsrat eingehandelt. Auch ÖIAG-Kapitalvertreter sind mäßig amüsiert über die daraus resultierenden Unklarheiten. 

Wien - Aus dieser Nummer wird Rudolf Kemler, Chef der Verstaatlichtenholding ÖIAG, bei der Telekom Austria (TA) wohl nicht so einfach herauskommen. Als leuchtendes Beispiel darf TA-Finanzchef Hans Tschuden gelten. Dessen Vertrag wollte die ÖIAG, als die Eigenkapitalschwäche der Telekom Austria (TA) im Herbst 2011 nicht mehr zu verbergen war, plötzlich doch nicht verlängern. Der Schuss ging ins Leere, denn der TA-Aufsichtsrat unter seinem Vorsitzenden Markus Beyrer hatte mit Tschuden bereits im Sommer die Vertragsverlängerungsgespräche vereinbart. Mit einem gesichtswahrenden Exit via Auslaufen-Lassen von Tschudens Vertrags war es damit Essig.

Unschöne Optik

Mit TA-General Hannes Ametsreiter könnte das Spiel ähnlich laufen. Denn Kemler hat in seiner Funktion als TA-Präsident in der Sitzung am Montag die Suche nach einem dritten Vorstandsmitglied für die von Korruptionsskandal, Wirtschaftskrise und ruinösem Wettbewerb gebeutelte TA "durchgedrückt". Der bis auf zwei von Großaktionär America Movil nominierte Mitglieder mit ÖIAG-Gewährsleuten besetzte Aufsichtsrat beugte sich Kemlers Wunsch, verknüpfte die Suche nach einem dritten Vorstandsmitglied - gesucht wird via Headhunter ein Techniker (CTO), der zugleich als Chief Operating Officer (COO) für Technologie, Prozesse und Infrastruktur fungiert, Synergien zwischen Auslandstöchtern hebt - aber doch mit einer Festlegung: Es müsse geklärt werden, wie es mit Ametsreiters bis Ende 2013 laufenden Vertrag weiter geht. Das taten die Versammelten denn auch, um sodann das Präsidium zu ermächtigen, mit Ametsreiter "Gespräche über die Vertragsverlängerung" zu führen.

Diese Festlegung ist zwar kein formaler Beschluss wie einst bei Tschuden, völlig irrelevant ist sie aber auch nicht. Die Hintertür ist einen Spalt offen: Findet der ÖIAG-Chef einen internationalen Kapazunder, der auch den CEO macht, wird Ametsreiter auf Marketing degradiert. "Ein Abgang Ametsreiters ist eigentlich nicht mehr denkbar", sagen Kapitalvertreter. Verhandelt würden nur mehr die Modalitäten.

Das sieht man in der ÖIAG anders. Man habe sich nicht festgelegt, entschieden werde im ersten Halbjahr 2013. Kemler sagt dazu nur: "Mein Ziel ist es, mit der Bestellung eines hochqualifizierten CTO die Managementpower des Unternehmens zu stärken."

Wie zufrieden der - formal unzuständige - ÖIAG-Aufsichtsrat damit ist, wird sich heute, Freitag, weisen. (ung, DER STANDARD, 7./8./9.12.2012)