Toby Turner: Gamer, Comedian, Youtube-Star

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Auf Youtube findet man praktisch alles: Vom sozialpornographischen Realityblog, über Nachrichten und Modetipps bis zur hochpreisigen Unterhaltungsproduktion. Old news. Doch während Fernsehanstalten und Musikverlage ihre liebe Not mit Googles medialem Machtzentrum und der werbefinanzierten Gratiskultur haben, hat die Videospielbranche vielleicht wie keine andere Industrie vom Web-Video-Boom profitiert. Videospielportale machen ihre Tests und redaktionellen Vorschauen über Youtube der ganzen Welt verfügbar, Spieler filmen sich beim Spielen und Hersteller nutzen die Plattform gekonnt, um Werbung für ihre Werke zu betreiben.

Eine Frage die mich als Medienschaffender immer öfter beschäftig ist, in wie weit Youtube traditionelle Kanäle für Seher und Hersteller ersetzt. Verlieren Videospielseiten durch Vidcaster an Bedeutung und nutzen Hersteller Youtube als Werbeplattform anstelle herkömmlicher Medien?

Ergänzung oder Ersatz?

Die erste Frage kann ich nur persönlich beantworten, da ich nicht für einen Fernsehsender, sondern eine Zeitung arbeite. Ich für meinen Teil kann sagen, dass Youtube meinen Medienkonsum enorm bereichert hat. Vor allem deshalb, weil ich so auf Formate stoße, die mir im traditionellen Fernsehprogramm nicht geboten werden. Das gilt natürlich im Allgemeinen und ist nicht auf Videospiele beschränkt. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass mich die schiere Masse der gebotenen Inhalte, von denen die meisten für mich erübrigbar sind, mehr denn je zur Selektion bewegt hat. Mein Medienkonsum hat sich erweitert, die Art der Quellen aber nicht wesentlich. Um das auf Videospiele herunterzubrechen: Sehr gerne schaue ich ab und zu eine Folge von Tobuscus oder Totalbiscuit und schnuppere in eines der unzähligen "Let's play"-Videos hinein. Doch wenn es darum geht, mich wirklich informieren zu wollen, lande ich schlussendlich doch wieder bei etablierten Medienanbietern - sei es Gametrailers oder Revision3 egal, ob auf ihren eigenen Seiten oder Youtube. Meine Sehgewohnheiten hat Youtube damit vielleicht weniger verändert, als erweitert.

Neue Form der Werbung

Unbestritten ist, dass Games mit Youtube eine wahnsinnig mächtige Kommunikationsplattform erhalten haben. Hat diese Bühne es den Herstellern leichter gemacht, Videospiele zu bewerben? Und können traditionelle Kampagnen gar gleich eingespart werden, weil so und so hunderte ambitionierte Spieler per Youtube die Message an die Community verbreiten? Ganz so einfach ist es nicht, erklärte mir Ubisoft Österreichs Marketing Manager Eugen Knippel vergangenen Freitag.

"Die Bewerbung eines Spiels machen die Youtube-Videos prinzipiell nicht leichter. Die Kommunikation und Vermarktung erfolgt ja über alle verfügbaren Kanäle (Instore, TV, Online, Print, PR, Social Media) und über einen langen Zeitraum, beginnend mit der Ankündigung eines Spiels. Wenn die ersten Let's Play Videos erscheinen, ist das Spiel in der Regel bereits erschienen.", so Knippel.

Langzeitinteresse

Allerdings wirke der Youtube-Effekt auf längere Zeit, als konventionelle Kampagnen. "Es ist ein langfristiges Konzept. Je mehr Interesse an einem Game besteht, desto mehr Videos, desto mehr Views, desto länger ist der Lebenszyklus - in der Theorie. Games wie Call of Duty, Starcraft, LOL, DOTA & Co zeigen, wie ein Spiel mit diesen Konzepten sehr lange, sehr beliebt bleibt."

Damit ersetzt Youtube traditionelle Kanäle auch für den Hersteller nicht, sondern vergrößere schlichtweg die Palette der Möglichkeiten.

Die aktive Bewerbung von Spielen verfolge das Ziel, den Verkauf der Spiele zum Start anzukurbeln. Gerade die ersten zwei Wochen können entscheidend über Erfolg oder Misserfolg eines Games sein. "Deshalb ersetzen diese Videos nicht die traditionelle Bewergung", sagt der Ubisoft-Manager. Videos von Usern seien daher "eine tolle, im besten Falle mit hoher Viralität verbundene, vor allem authentische Werbung für uns, die in den zukünftigen Marketing- und Kommunikationsplänen einen festen Platz bei Ubisoft und allen anderen Publishern einnehmen wird. Wir freuen uns sehr, solch kreative und tatkräftige Fans zu haben."

Vertrauensfrage

Bekannte Youtuber mit hundertausenden Fans, können ihr in Bild und Ton gewandeltes Hobby zur lukrativen Einkommensquelle machen, da sie an Googles geschalteten Werbungen mitverdienen. Je mehr Klicks, desto mehr verdienen sie. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu herkömmlichen Journalisten, dessen Gehalt nicht direkt von der Verbreitung eines Werks abhängig ist.

Ein Punkt, der mich zurück an die Korruptionsvorwürfe der vergangenen Monate innerhalb der Games-Branche erinnert. Wenn schon Journalisten öffentlich der Unglaubwürdigkeit bezichtigt werden, wie sehr kann ich dann Youtubern vertrauen? Es ist eine komplizierte neue Medienwelt. Youtube und seine User haben sie definitiv bereichert, aber auch nicht transparenter gemacht. Ich will auf Youtube in keinem Fall mehr verzichten müssen, gleichzeitig ist es für mich als Konsument ein Grund mehr, kritisch zu bleiben. (Zsolt Wilhlem, derStandard.at, 8.12.2012)

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