Alexander Redlein, Professor für Facility- Management an der TU Wien, erklärt, wie man mit Forschung Grundlagen für besseres Facility-Management schaffen kann. Peter Matzanetz hat nachgefragt.

STANDARD: Es ist eine wachsende Ökonomisierung im Gebäudebereich festzustellen. Inwieweit ist es sinnvoll, hier alles bis ins Letzte in Zahlen zu gießen?

Redlein: Es geht in der Forschung nicht nur darum, Dinge in Eurobeträgen messbar zu machen. In Kärntner Schulen etwa versuchen wir zu sehen, welcher Passivhausstandard welche Auswirkungen auf die Menschen hat und wie sich beispielsweise die Raumhöhe auf die Lernfähigkeit auswirkt. Wir möchten damit den Menschen in den Mittelpunkt setzen, aber auch Entscheidungsgrundlagen liefern, damit nicht nur aus dem Bauch heraus entschieden wird.

STANDARD: Nachhaltigkeit ist ja auch wieder einmal Thema beim IFM-Kongress - aber ist zu diesem Thema nicht schon alles gesagt?

Redlein: Es geht hier sehr stark um eine kritische Überprüfung von manchen Aussagen, etwa auch im Bereich der Gebäudezertifizierung. Hier ist trotz oftmals hoher Kosten der Zertifzierung nicht garantiert, dass die Gebäude im Betrieb dann auch effizienter sind, also tatsächlich Betriebskosten gespart werden.

STANDARD: Sie operieren auch mit dem Begriff des kommunalen Facility-Managements. Braucht man das, wo es doch Raumplanung gibt?

Redlein: Oftmals wird in der Raumplanung nicht gesagt, was die Ziele sind und wie sie zu gewichten sind oder wie sich Maßnahmen monetär auswirken. Es geht also darum, unterschiedliche Planungsszenarien, etwa Wohnbau- den Gewerbeflächenausweisungen gegenüberzustellen und das nach Kosten und Nutzen für eine Gemeinde zu evaluieren. Wir wollen Entscheidungen mit Zahlen hinterlegen, damit eine Kommune weiß, was das langfristig gesehen für Auswirkungen hat.

STANDARD: Der IFM-Kongress ist auffällig international. Was bringt das?

Redlein: Wir versuchen uns mit dem Kongress nicht nur auf den österreichischen Markt zu konzentrieren, wie das bei anderen derartigen Veranstaltungen oftmals der Fall ist, sondern wir wollen auch über den Tellerrand blicken. Wir haben Teilnehmer aus der Schweiz, Deutschland, Ungarn, Finnland, den Vereinigten Staaten, Indien und so weiter. Man kann hier natürlich viel voneinander lernen. Etwa ist ein hervorragender Service für einen Inder etwas ganz Selbstverständliches, während man hierzulande oft den Eindruck bekommt, dass mit Outsourcing schon alles getan ist. (Peter Matzanetz, DER STANDARD, 7./8./9.12.2012)