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Maschaal vor Anhängern im Gaza-Streifen.

Foto: REUTERS/Ahmed Jadallah

Gaza - Hamas-Chef Khalid Maschaal hat seinen ersten Besuch im Gazastreifen zu einer aggressiven Kampfansage an Israel genutzt. Auf einer Massenkundgebung anlässlich des 25-jährigen Bestehens der radikal-islamischen Palästinenserorganisation schwor Maschaal seine Zuhörer auf kompromisslose Gebietsansprüche ein. Palästina gehöre ohne Abstriche den Palästinensern. "Es wird keine Zugeständnisse geben, für keinen Zentimeter des Landes", sagte er: "Palästina ist unser vom Fluss bis zum Meer und vom Süden bis zum Norden." Der seit Jahrzehnten im Exil lebende Maschaal, der 2004 die Führung der Hamas übernahm, machte zugleich deutlich, dass seine Organisation Israel niemals anerkennen werde.

Er versprach außerdem, alles dafür zu tun, um in Israel gefangengehaltene Palästinenser zu befreien. Dies solle auf demselben Wege geschehen wie bereits früher. Maschaal deutete damit an, dass die Hamas erneut israelische Soldaten entführen wolle, um damit Gefangene freizupressen.

Achttägige Kämpfe

Der 56-jährige Maschaal kam im Westjordanland zur Welt, verbrachte die meiste Zeit seines Lebens aber im Exil. Als Elfjähriger zog er während des Sechs-Tage-Krieges 1967 mit seiner Familie nach Jordanien. Er führte die Hamas von 2004 bis Januar diesen Jahres von Syrien aus. Derzeit pendelt er zwischen Katar und Ägypten. Sein Besuch im Gazastreifen wird als ein Zeichen für die neue Stärke der Hamas gesehen, deren Gründungscharta die Vernichtung Israels verlangt und die im Westen und von Israel als Terrorgruppe eingestuft wird. Nach den jüngsten achttägigen Kämpfen zwischen Israel und der Hamas, bei denen 170 Palästinenser und sechs Israelis getötet wurden, sieht sich die Organisation politisch und diplomatisch als Siegerin.

Fatah begrüßt "Einheit der Palästinenser"

Die im Westjordanland regierende Fatah des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas hat den Aufruf des Exilchefs der Hamas zur Einheit der Palästinenser begrüßt. Exilchef Khaled Meshaal (Mashaal) habe in seiner Rede im Gazastreifen von "einem alleinigen Präsidenten des palästinensischen Volkes, einer einzigen Behörde und einem Gesetz gesprochen", sagte Azzam al-Ahmad, der in der Fatah für die innerpalästinensische Aussöhnung verantwortlich ist, am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Die Fatah sei "mit all diesen Punkten" einverstanden.

Die angesprochenen Themen fänden sich auch in dem 2011 zwischen Fatah, Hamas und anderen Gruppen ausgehandelten Aussöhnungsvertrag. Wichtig sei außerdem, dass sich Meshaal vor der gesamten Exilführung geäußert habe, sagte Ahmad. "Wir hoffen, dass die Rede die Position der gesamten Hamas widerspiegelt." Meshaals Position ist unter vielen Hamas-Machthabern im Gazastreifen umstritten. Sie werfen ihm eine zu versöhnliche Haltung gegenüber der Fatah vor.

Meshaal hatte am Samstag im Gazastreifen eine Rede anlässlich der Gründung der Hamas vor 25 Jahren gehalten. Am Sonntag rief er an der dortigen Islamischen Universität erneut zur "nationalen Einheit" auf. Zudem sagte er, jegliche Form des "Widerstands" der Palästinenser müsse sich an der jeweiligen Situation ausrichten. "Widerstand ist die Basis, aber manchmal handeln wir eine Waffenruhe aus, manchmal gibt es eine wie auch immer geartete Eskalation, manchmal feuern wir Raketen ab und manchmal nicht", sagte er im Hinblick auf den jüngsten Konflikt mit Israel.  (Reuters, APA 8.12.2012)