Bild nicht mehr verfügbar.

EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und Parlamentspräsident Martin Schulz nahmen stellvertretend für 500 Millionen EU-Bürger die Auszeichnung entgegen.

Foto: Reuters/Plunkett

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Staats- und Regierungschefs der EU waren fast vollständig anwesend. Bundeskanzler Werner Faymann saß in der ersten Reihe.

Foto: Reuters/Scanpix

Bild nicht mehr verfügbar.

Verleihung des Friedensnobelpreises im Rathaus von Oslo.

Foto: AP/Junge

Bild nicht mehr verfügbar.

In Oslo wurde aber auch gegen die Entscheidung des Nobelkomitees protestiert.

Foto: AP/Logghe

Inmitten ihrer schwersten Krise ist die Europäische Union am Montag in Oslo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Parlamentspräsident Martin Schulz nahmen den Preis vom Vorsitzenden des norwegischen Nobelkomitees, Thorbjörn Jagland, entgegen. Mit dem Preis ehrt das Nobelpreiskomitee die Union für ihren Beitrag für ein friedliches und stabiles Europa.

"Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass wir nicht verlieren, was wir auf den Ruinen von zwei Weltkriegen aufgebaut haben", sagte Jagland bei der Verleihung angesichts von 80 Millionen europäischen Opfern von Krieg und Extremismus im vergangenen Jahrhundert. "Frieden darf nicht als selbstverständlich angesehen werden. Wir müssen jeden Tag dafür kämpfen", sagte Jagland. Europa müsse nach vorne schauen und das schützen, was bereits erreicht worden sei.

"Verbrüderung vorantreiben"

"In einer Zeit der Unsicherheit erinnert dieser Tag die Menschen in Europa und in aller Welt an den grundlegenden Zweck der Europäischen Union: die Verbrüderung der europäischen Nationen voranzutreiben, jetzt und in Zukunft", sagte Van Rompuy in seiner Dankesrede.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, der französische Staatschef Francois Hollande und auch die meisten anderen der 27 Staats- und Regierungschefs waren bei der Feier anwesend. Für Österreich nahm Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) teil. Das Preisgeld soll an Hilfsprojekte gespendet werden und Kindern in Kriegsgebieten und Konfliktregionen zu Gute kommen.

Die Entscheidung des Komitees stieß bei früheren Preisträgern und Menschenrechtsaktivisten auf Kritik. Sie warfen Brüssel vor, oft hinter den eigenen Prinzipien zurückzubleiben.

"Unglaubliche Aussöhnung"

Jagland wies die Kritik an der Auszeichnung zurück. Die EU habe maßgeblich zur "unglaublichen Aussöhnung" in Europa nach den Weltkriegen beigetragen, sagte der Norweger in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.

Der Preis sei aber auch als Appell an die politisch Verantwortlichen in der EU gedacht, sagte Jagland. "Wir wollen an das erinnern, was mit der EU aufgebaut wurde, und auf die Gefahr hinweisen, dass dies wieder verloren gehen könnte." Es habe 60 Jahre gedauert, um die EU aufzubauen. Eine Auflösung könne viel rascher geschehen, so Jagland. Wenn dieser Prozess erst einmal begonnen habe, sei er nur "schwer zu kontrollieren". "Die EU geht durch eine schwierige Phase", sagte Van Rompuy am Sonntag. Doch sei er sicher, dass Europa "aus der Unsicherheit und der Rezession stärker als zuvor hervorgehen" werde. Europa müsse wieder "ein Symbol der Hoffnung" werden.

Wenn der Euro an der gegenwärtigen Krise zerbreche, gefährde dies auch den gemeinsamen Binnenmarkt, sagte Jagland. Die Folge wäre eine Rückkehr zu Protektionismus und Nationalismus. Entsprechende Tendenzen seien in den meisten EU-Staaten zu beobachten. Fast überall gebe es Kräfte, die auf eine Auflösung der EU hinarbeiteten. "Und diese Kräfte werden stärker." Die Einwanderung etwa, die durch die weltweite Wirtschaftskrise noch verstärkt werde, sei eine "riesige Herausforderung" für die Gemeinschaft. "Dies öffnet die Tore für populistische und extremistische Kräfte."

Mahnung zur Solidarität

Mit dem Friedensnobelpreis ermahne das Nobelkomitee die EU zur Solidarität, sagte Jagland. Die Gemeinschaft müsse die wirtschaftlichen Probleme lösen und den Euro retten. Die in manchen EU-Staaten geäußerte Kritik am Krisenmanagment Deutschlands nannte Jagland "ein bisschen unfair". Deutschland habe bereits viel zur Bewältigung der Eurokrise beigetragen.

Der Norweger würdigte auch die Rolle des früheren deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl bei der deutschen Wiedervereinigung. "Ohne diese Wiedervereinigung, für die die Deutschen einen hohen Preis gezahlt haben, wäre die EU nicht, was sie heute ist." (APA/red, derStandard.at, 10.12.2012)