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Dan Diaconescu hat die "violette Revolution" ausgerufen.

Foto: REUTERS/Bogdan Cristel

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Sein Rolls Royce sorgte für Aufsehen.

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Künftig stellt die PPDD die drittgrößte Fraktion im Bukarester Parlament.

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Der grauhaarige Mann, der so gerne Rumäniens Retter sein möchte, versteht das Spiel mit der Kamera wie kein anderer in dem Balkanland. Seine Karosse, ein in opulentes Weiß getünchter Rolls Royce, diente im Wahlkampf in der walachischen Provinz als Fotomotiv. Die britische Noblesse, mit der sich Dan Diaconescu, Gründer und Chef von Rumäniens seit Sonntag drittstärkster Partei, gerne umgibt, verwelkt aber rasch, wenn er sich seiner Hauptbeschäftigung widmet. "Dan Diaconescu Direct" heißt die Personality-Show, die der 45-Jährige auf seinem 2000 gegründeten Billigfernsehsender OTV moderiert. Bis zu sieben Stunden lang, Abend für Abend.

Anfangs auf quotenträchtige Krimiformate des Zuschnitts "Aktenzeichen xy" abonniert, mutierte der Sender in jüngster Zeit zum Wahlkampfmegaphon in den Diensten des Rechtspopulisten. Seither streitet OTV mit der Rundfunkbehörde über seine Lizenz. Hunderttausende Zuschauer, vor allem auf dem Land, erreichte die 2010 gegründete "Volkspartei Dan Diaconescu" (PPDD) so.

Breitband-Versprechen

"Wir sind die Hoffnung, wir sind Lösung!", lautete ihr Slogan im Wahlkampf, tausendfach wiederholt im Fernsehen. Wen das TV-Gedröhn kalt ließ, den köderte Diaconescu mit breit gestreuten Wahlversprechen. 20.000 Euro soll jeder Rumäne per Gesetz erhalten, der ein Unternehmen gründet. Jeder Bauer solle, wenn es nach Diaconescus Parteiprogramm geht, künftig kostenlos einen Traktor bekommen. Die marode Infrastruktur des Balkanlandes solle zudem durch ein Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetz verstärkt werden. Vollbracht sei die "violette Revolution" aber erst, wenn Rumäniens politische Elite von Volksgerichten abgeurteilt ist, ließ der Medienmillionär verlauten.

Kommentatoren vergleichen ihn spöttisch mit Italiens Medienmogul Silvio Berlusconi. Korruptionsvorwürfe ranken sich seit Jahren rund um seine Person. Vor zwei Jahren brachte ihn seine Sendung sogar zwei Tage in Untersuchungshaft, weil er einem Siebenbürger Bürgermeister gedroht hatte, in seiner Sendung kompromittierende Informationen über ihn preiszugeben. Seinem Publikum sind derlei Affären egal.

Posse um Chemiewerk

Auch die Posse rund um ein insolventes Chemiewerk nahe seiner südrumänischen Heimatstadt Caracal tat Diaconescus Beliebtheit keinen Abbruch. Als ein deutscher Investor die Fabrik, in der bis jetzt 3.500 Menschen beschäftigt sind, kaufen wollte, tat Diaconescu sich live auf Sendung mit einem vier Mal höheren Angebot hervor - und gewann die Ausschreibung. Er wolle die rumänische Industrie vor dem ausländischen Zugriff retten, polterte er. Als die Regierung öffentlich anzweifelte, dass Diaconescu über die nötigen Mittel für den Kauf verfügt, konterte der Neo-Politiker einmal mehr mit telegenem Aktionismus. So ließ er auf den Platz vor dem Wirtschaftsministerium Säcke abladen, die seinen Angaben zufolge voller Geld waren. Einen Kaufvertrag hat er bis heute nicht unterzeichnet.

Die Botschaft kam trotzdem an. 13,5 Prozent erreichte die PPDD im Abgeordnetenhaus, mehr als 14 Prozent im Senat. Seine Wählerschaft rekrutiert Diaconescu aus ähnlichen Schichten wie sein Fernsehpublikum: Modernisierungsverlierern, EU-Gegnern und der Erbmasse der marginalisierten Großrumänen, einer rechtsradikalen, irredentistischen Partei.

Sein mediales Trommelfeuer und die Polarisierung der skandalgebeutelten Großparteien führt Dan Diaconescu nun von seinem Studio im tristen Bukarester Randbezirk Rosu in das gigantomanische Parlament im Zentrum der Stadt. Am Ziel wähnt er sichaber längst noch nicht. 2014 will er bei der Präsidentschaftswahl antreten. (flon/derStandard.at, 10.12.2012)