Wissenschaftlern des Helmholtz Zentrums München ist zusammen mit ihren Kooperationspartnern ein Durchbruch in der Krebsforschung gelungen.

Das Team um Daniel Krappmann entdeckte eine neue, unerwartete Wirkung von Medikamenten, die bereits seit den 1950er Jahren gegen psychotische Störungen eingesetzt werden: Die Antipsychotika Mepazin und Thioridazin hemmen in bösartigen Lymphomen das Enzym MALT1 und führen dadurch zum Absterben der Krebszellen.

Mepazin und Thioridazin

Das diffus großzellige B-Zell-Lymphom ist eines der häufigsten malignen Lymphome, so dass ein dringender klinischer Bedarf für die Entwicklung wirksamer Medikamente besteht. Daniel Nagel vom Helmholtz Zentrum München und Erstautor der Studie testete in der Screening Unit des Leibniz-Instituts für Molekulare Pharmakologie (FMP) etwa 18.000 Substanzen aus der ChemBioNet Sammlung auf ihre Fähigkeit die MALT1-Protease zu hemmen.

Unter den gefundenen Verbindungen zählten die bekannten Antipsychotika Mepazin und Thioridazin zu den besten MALT1 Hemmstoffen. Präklinische Tests zeigen, dass die Hemmung der MALT1 Protease das Absterben der Tumorzellen auslöst.

Die Ergebnisse eröffnen Möglichkeiten für klinische Tests zum Einsatz von Mepazin und Thioridazin in einer zielgerichteten Behandlung von Lymphompatienten.

Nebenwirkungen "gut untersucht"

"Es ist ein enormer Vorteil, dass beide Substanzen lange im klinischen Einsatz waren", so Daniel Krappmann. "So sind viele Nebenwirkungen gut untersucht und das ermöglicht es uns, schneller klinische Studien einzuleiten. Es ist noch ein langer Weg, sollte sich aber der positive Effekt auch in Patienten bestätigen, könnte unsere Arbeit tatsächlich richtungsweisend für ein neues, personalisiertes Behandlungskonzept bösartiger Lymphome sein."

Da unterschiedliche Mechanismen für die antipsychotischen Effekte und die Antitumorwirkung von Mepazin und Thioridazin verantwortlich sind, zielen weitere Arbeiten nun auch auf die Entwicklung neuer Wirkstoffe ab. Spezifische MALT1 Hemmstoffe ohne antipsychotische Nebenwirkungen könnten die Behandlungschancen von Lymphompatienten stark verbessern. (red, derStandard.at, 11.12.2012)