Wien - Dass Alexander Van der Bellen auch nach vielen Jahren in der Politik noch für Überraschungen gut ist, bewies er im heurigen Juni: Er werde nun doch Gemeinderat, gab der langjährige grüne Bundessprecher bekannt. Fast 12.000 Vorzugsstimmen könne man schließlich nicht ignorieren. Nach der Gemeinderatswahl 2010 hatte die Stadtregierung Van der Bellen zum ehrenamtlichen Wissenschaftsbeauftragten ernannt, ein Posten, den er mit dem Wechsel vom Nationalrat in den Gemeinderat eigentlich abgeben wollte, wie er im Juni kundtat.

Nun ist wieder alles anders. Van der Bellen bleibt Wissenschaftsbeauftragter, nicht zuletzt, weil es sich schwierig gestaltet habe, einen Nachfolger zu finden, wie er dem Standard am Montag sagte. "Bis auf weiteres" wird er sich um die Vernetzung von Stadt und Universitäten kümmern, heute, Dienstag, präsentiert er seinen Jahresbericht. Die Annahme, das sei mit einem Gemeinderatsmandat unvereinbar, habe sich "als falsch herausgestellt", sagt Van der Bellen.

Außer Streit steht laut dem grünen Professor für die Stadtregierung, dass es einen eigenen Ansprechpartner für Wissenschaft und Forschung in Wien geben soll. Der Posten war von der Opposition heftig kritisiert worden; Van der Bellen übt ihn zwar ehrenamtlich aus, ihm steht aber ein Budget von 210.000 Euro zur Verfügung.

Genau das Ehrenamt habe sich als Problem für die Nachfolgersuche erwiesen, resümiert Van der Bellen: Man könne ja nicht "von jedem verlangen", als unbezahlter Wissenschaftsbeauftragter zu arbeiten. (hei, DER STANDARD, 11.12.2012)