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Die Alkoholverträglichkeit ist eine individuelle Angelegenheit.

Foto: APA/Roland Weihrauch

Wie betrunken macht der dritte Glühwein auf dem Christkindlmarkt? Kommt darauf an: Trinkt Frau oder Mann? Das "starke Geschlecht" verträgt bekanntlich mehr als das "schwache". Wie sieht es mit der Körperfülle aus? Etwas beleibtere Menschen kommen mit mehr Alkohol besser zurecht. Wie war der Füllungszustand des Magens zum Zeitpunkt des Alkoholkonsums? Eine gute Unterlage ist dem nachfolgenden Alkoholkonsum auf keinen Fall abträglich. Und die alles entscheidende Frage: Ist der Betrunkene womöglich an das Trinken von Alkohol gewöhnt?

Ein Mensch, der praktisch nie Alkohol konsumiert, kann sich bei einem Blutalkoholgehalt von weniger als 2,5 Promille bereits im Stadium der Bewusstlosigkeit befinden. Es wurde sogar schon von Todesfällen aufgrund einer Alkoholintoxikation von 2,7 Promille berichtet. Ein 45-jähriger Pole hat dagegen sagenhafte 12,3 Promille überlebt, wie die Nachrichtenagentur PAP 2004 mitteilte.

In Hinblick auf die Blutalkoholkonzentration muss folgende Einteilung der Alkoholintoxikation daher mit Vorbehalt beurteilt werden:

Stadium 1, Zustand der Erregung (Exzitation): Die Blutalkoholkonzentration liegt zwischen 1,0 und 2,0 Promille. Erste Zeichen der Enthemmung, wie Redseligkeit, zeigen sich schon wesentlich früher (bei 0,2 Promille). Und auch mit einer reduzierten Reaktionsfähigkeit ist ebenfalls früher (bei 0,3 Promille) zu rechnen. Die Augen sind gerötet und Schmerz wird nur mehr vermindert wahrgenommen. Der Betrunkene beginnt zu lallen und bekommt erste Gleichgewichtsstörungen, die sich in einem schwankenden Gang repräsentieren. 

Stadium 2, Zustand der Hypnose: Die Blutalkoholkonzentration liegt zwischen 2,0 und 2,5 Promille, Sprach-, Seh- und Koordinationsstörungen verstärken sich. Der Muskeltonus ist schlaff, der Betroffene oft müde, aber durchaus weckbar. Das Erinnerungsvermögen ist beeinträchtigt, der typische "Filmriss" tritt auf. Plötzliche Stimmungswechsel sind häufig, oft verbunden mit aggressiven Phasen.

Stadium 3, Zustand der Narkose: Die Blutalkoholkonzentration liegt zwischen 2,5 und 4,0 Promille. In diesem Stadium tritt Bewusstlosigkeit ein. Der Patient zeigt keine Reaktionen auf Schmerzreize, unkontrollierte Stuhl- und Harnabgänge sind möglich. Übelkeit und Erbrechen sind häufig. 

Stadium 4, Zustand des Sauerstoffmangels (Asphyxie): Die Blutalkoholkonzentration liegt über 4,0 Promille. Der Betrunkene ist tief komatös, die Pupillen sind weit und reaktionslos, die Schutzreflexe erloschen. Bei fehlender ärztlicher Behandlung sind Kreislaufversagen, Atemstillstand und Tod die Folge. Der Tod kann auch infolge von Auskühlung eintreten.

Irgendwo in der Mitte

Abgesehen von der Tatsache, dass der Mensch in Abhängigkeit von seinem Konsumverhalten ganz unterschiedlich auf Alkohol reagiert, wirft der Volksmund mit Begrifflichkeiten hier nur so um sich. Von angeheitert, beschwipst, total blau oder breit, blunzenfett, besoffen und sternhagelvoll bis zu tief ins Glas geschaut und sich die Kante geben ist die Rede. Im Wesentlichen differenzieren diese Ausdrücke jedoch nur den leicht alkoholisierten Zustand vom ausgewachsenen Rausch. Der Begriff "betrunken" ist irgendwo in der Mitte lokalisiert. Über die Stärke eines Rausches gibt er ohne zugehöriges Adjektiv keine Auskunft.

Verhalten oder Symptomatik

Das subjektive Empfinden ist zudem noch eine Geschichte für sich. Eine Frau, die sich nach dem Konsum von vier Achteln Wein binnen zwei Stunden selbst als angeheitert bezeichnet, betreibt per definitionem bereits "Rauschtrinken", auch besser unter dem Begriff Binge-Drinking bekannt. Wobei von Alkoholintoxikation hier wiederum keine Rede sein kann, denn Binge-Drinking beschreibt das reine Trinkverhalten. Die Alkoholvergiftung wiederum stellt die körperliche Reaktion auf hohen Alkoholkonsum dar.

Ganz nüchtern betrachtet: Egal ob blunzenfett oder nur angeheitert, die Symptome sind entscheidend und verleihen dem Begriff "betrunken" zumindest für den Mediziner seine tatsächliche Bedeutung. (Regina Walter, derStandard.at, 12.12.2012)