Wien - Während die Salzburger Landesregierung die Spekulationsverluste durch "kluge Veranlagung in den nächsten Jahren wieder verdienen" will (Finanzchef Eduard Paulus), warnen Experten vor dem damit verbundenen Risiko. De facto könnte das ganze Derivate-Volumen von 1,7 Milliarden Euro ausfallen, im Worst Case sogar noch mehr, erklärt der auf Derivate spezialisierte Sachverständige Sascha Stadnikow von der Beratungsplattform Finanzbuddha.

Er verweist darauf, dass nicht nur toxische Produkte mit exotischen Währungen hohe Risiken bergen, sondern auch relativ einfach strukturierte Zins-Swaps. Der negative Marktwert des von Finanzlandesrat David Brenner Ende November bekanntgegebenen Portfolios würde sich allein bein einer geringen Zinssenkung von 0,25 Prozent " über Nacht" um 65 Millionen Euro verschlechtern, sagt Stadnikow dem Standard.

Die von Paulus beteuerte Risikobegrenzung bei den Veranlagungen kann der Experte nicht nachvollziehen. Das Land gibt den "Value at Risk" mit 74 Millionen Euro an. Diese Kennzahl bedeutet, dass der Verlust auf Jahresfrist mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht höher ausfallen kann als der genannte Betrag. Allerdings hat sich dieses Messinstrument in der Finanzkrise als äußert unverlässlich erwiesen. Die Ereignisse haben sich schlicht nicht an statistische Erfahrungswerte gehalten, wie der Zusammenbruch von Lehman Brothers gezeigt hat.

Der ebenfalls bei Finanzbuddha tätige Gerald Zmuegg kritisiert, dass " die Schadensbegrenzung mit der Hoffnung auf positive Marktentwicklung nicht gelingen wird". Auch Rechtsanwalt Lukas Aigner hat betont, dass die Banken in verlustreichen Phasen gerne empfehlen, die Verluste durch mehr Risiko auszugleichen. Stadnikow thematisiert die Gewinne der Geldinstitute. Hohe Gebühren führten oft dazu, dass bei den Kunden marktunabhängige Verluste picken bleiben. (as, DER STANDARD, 12.12.2012)