Ein neues vom Austrian Institute of Technology (AIT) entwickeltes mobiles Gerät kann nicht nur wie gewöhnlich den Blutdruck am Oberarm, sondern auch den sogenannten "zentralen Blutdruck" direkt am Herzen messen und damit Auskunft über die Steifigkeit der Arterien geben. Solche Daten seien bisher lediglich bei einem Spitalsaufenthalt des Patienten verfügbar gewesen, heißt es in einer Aussendung des Forschungsinstituts, das das neue Blutdruckmessgerät "Mobil-O-Graph" in Wien präsentiert hat.

"Früher war man der Ansicht, dass hoher Blutdruck zu steifen Gefäßen führt. Es ist aber offenbar umgekehrt", erklärte Thomas Weber, Leiter der Hypertonie-Ambulanz am Klinikum Wels-Grieskirchen in Oberösterreich. Offensichtlich ist steigende Arteriensteifigkeit für eine Erhöhung des Blutdrucks verantwortlich.

Die Dehnung der großen Gefäße mit jedem Herzschlag stellt über die Jahre eine enorme mechanische Belastung dar. Das Elastin in der Media, der mittleren Schicht der Blutgefäße, degeneriert und wird durch das straffere Kollagen ersetzt, wodurch die großen Schlagadern steifer werden.

Wichtiges Screening

Dadurch wird laut Weber die Belastung des Herzens bei zugleich schlechterer Durchblutung verstärkt, weiters werden die kleinen Gefäße des Gehirns und der Nieren geschädigt. "Wichtig ist daher ein Screening, um beginnende Schäden an Herz, Gehirn und Niere früh zu erkennen und durch eine konsequente Behandlung Schlimmeres zu vermeiden. Eine Messung der Pulswellengeschwindigkeit ermöglicht dies, was aber leider derzeit kaum passiert, da es kostenintensiv und zeitaufwendig ist", so der Mediziner. Die dafür notwendigen Geräte seien teuer und daher selten außerhalb von Spitälern im Einsatz.

Das AIT hat nun nach eigenen Angaben das erste mobile Gerät zur Diagnose des Bluthochdrucks und der Arteriensteifigkeit entwickelt, in Kooperation mit der kardiologischen Abteilung des Klinikums Wels-Grieskichen und dem deutschen Blutdruckmessgerätehersteller I.E.M. Damit könne ohne große Beeinträchtigung des Patienten über 24 Stunden der Blutdruck am Oberarm gemessen werden, sagte Siegfried Wassertheurer, Projektleiter am AIT Health & Environment Department.

Nach Angaben Wassertheurers sind weltweit bereits mehr als 1000 dieser Geräte im Einsatz, vorwiegend in Spitälern und in einigen Arztpraxen. Zugelassen ist es derzeit in Europa, USA, Kanada und Südamerika, für Japan ist die Zulassung in Vorbereitung. Derzeit würden die Anschaffungskosten noch bei rund 5000 Euro liegen. "Wir arbeiten aber daran, die Geräte noch kleiner und einfacher zu machen, damit die Kosten weiter sinken". Das AIT hält das Patent an dem neuen Messgerät, der Geräthersteller I.E.M die Lizenz. (APA, red, DER STANDARD, 12.12.2012)