Das Besondere an Stammzellen ist, dass sie sich in alle möglichen anderen Zellen verwandeln können. Aus diesem Grund werden sie künftig womöglich einmal bei der Therapie von Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer zum Einsatz kommen, um so geschädigte Hirnzellen zu ersetzen.
Die Erzeugung von menschlichen Stammzellen war lange mit einem ethischen Dilemma belastet: Für die Herstellung sogenannter embryonaler Stammzellen müssen menschliche Embryonen zerstört werden. Dieses Problem lösen induzierte pluripotente Stammzellen (iPS), deren Herstellung vom japanischen Forscher Shinya Yamanaka erfunden wurde und der dafür am Montag den Medizin-Nobelpreis erhielt.
Bisher nutzten Forscher meist Haut- oder Blutzellen als Ausgangsmaterial zur Erzeugung von iPS. Nun gelang diese Reprogrammierung mit einem noch einfacher zu gewinnenden Rohstoff von Patienten: nämlich Urin, wie ein chinesisches Wissenschafterteam um Duanqing Pei im Fachblatt "Nature Methods" schreibt.
In zwölf Tagen aus Urin gewonnen
Die Forscher schafften es, in nur zwölf Tagen Zellen aus Urin gewinnen, die induzierten pluripotenten Stammzellen ähneln und ohne Retroviren auskommen. Dann übertrugen sie die Zellen auf ein Wachstumsmedium und konnten beobachten, dass sich daraus Neuronen entwickelten.
Zusätzlich transplantierten die Forscher die iPS-Zellen in die Gehirne von Rattenbabys. Nach vier Wochen hatten die Zellen Form und molekulare Eigenschaften von Neuronen übernommen, ohne Tumoren zu bilden. (tasch, DER STANDARD, 12.12.2012)