London/Wien - Vielen zivilisationsgeplagten Menschen im 21. Jahrhundert geht es ähnlich wie ihren Vorfahren in der Jungsteinzeit vor mehr als 5.000 Jahren: Sie vertragen keine Laktose. Damals lag das freilich daran, dass der Homo sapiens noch nicht lange sesshaft war und erst relativ kurz zuvor mit Ackerbau und Viehzucht begonnen hatte. Der Abbau von Milchzucker im Darm funktionierte deshalb noch ziemlich schlecht.

Eine Möglichkeit, den Laktosegehalt in der Milch zu reduzieren, besteht in der Weiterverarbeitung zu Käse. Wie nun Forscher im englischen Fachblatt "Nature" berichten, dürften Bauern im heutigen Polen bereits vor 7.500 Jahren mehr oder weniger laktosefreien Käse produziert haben.

Das polnisch-britische Archäologenteam um Richard Evershed (Uni Bristol) hatte rund 50 durchlöcherte Tonscherben untersucht, die im nordpolnischen Kujawien entdeckt worden waren. Wie chemische Analysen ergaben, fanden sich in den siebähnlichen Gefäßen verschiedene Fettsäuren.

Das wiederum lässt nicht nur darauf schließen, dass diese Gefäße die älteste bisher bekannte Käserei darstellen. Die Käsespuren klären auch die Frage, ob Vieh in Nordeuropa vor 7000 Jahren auch wegen seiner Milch gehalten wurde. Schließlich beweist die Studie auch noch, dass der Genuss von Milchprodukten mit niedrigem Laktosegehalt zumindest im heutigen Polen in prähistorischer Zeit verbreitet war. (tasch/DER STANDARD, 13. 12. 2012)