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Larry Page: "Bin motiviert, Google zu etwas noch Erstaunlicherem zu machen."

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CNN Fortune hatte die Gelegenheit, ein exklusives Gespräch mit dem als medienscheu geltenden CEO von Google, Larry Page, zu führen. Dieser sprach über das Unternehmen, Android, Mobile Payment und erklärte, was die Nexus-Reihe eigentlich darstellt.

Das Interview stellt erst den zweiten weitreichenderen Medienauftritt von Page dar, seit er im April 2011 die Leitung des mächtigen Internetgiganten übernommen hat. Gefragt, wie man bei Google zum jeweils nächsten, großen Projekt findet, antwortet er, dass man bestrebt sei, anders als traditionell arbeitende Firmen zu sein.

Technologischer Nutzen im Vordergrund

Wenn man sich neue Ziele setzt, sollen diese die talentiertesten Menschen rund um die Welt motivieren, daran zu arbeiten. So etwa die Entwicklung selbstfahrender Autos. Page weist darauf hin, dass im Straßenverkehr viele Menschen ums Leben kommen und darin seiner Ansicht nach auch viel Arbeit verschwendet wird. Ein besseres Transportsystem würde Menschen auch eine breitere Berufswahl ermöglichen, was wiederum für Gesellschaft und Wirtschaft von Vorteil ist.

"Ich mag es, wenn wir Probleme folgendermaßen auswählen: Technologie soll eine möglichs große Veränderung bewirken können. Und wir müssen uns sicher sein, dass wir es schaffen können. Und wie hoch auch immer unser Investment in die Technologie ausfällt, es ist nicht so hoch, wie das was rauskommt."

Suchmaschinen sollen die Welt verstehen

Mit dem Knowledge Graph und Google Now hat das Unternehmen selbst an der Weiterentwicklung der Websuche entscheidend mitgewirkt. Gefragt, ob diese Veränderungen uns bereits einen Hinweis darauf geben, wie Internetsuche in fünf oder zehn Jahren aussieht, meint Page, dass "die perfekte Suchmaschine wirklich verstehen würde", was man gerade braucht. Sie würde auch ein tiefes Verständnis der Welt haben und möglichst exakt zu liefern, was man benötigt.

Hinsichtlich des Fortschritts von Google+ zeigt sich Page zufrieden. Die Nutzerzahlen wachsen offenkundig, was für ihn ein Indikator dafür ist, dass es funktioniert. Nach wie vor ist dieses Projekt ein großes Ding für das Unternehmen, bei dem ein "riesiges Team" an dem Social Network arbeitet. Dieses ist mittlerweile mit zahlreichen anderen Dienstleistungen von Google vernetzt und hat aus einer Vielzahl an Möglichkeiten, aus Google-Diensten Inhalte zu teilen, einen gemacht.

Die prominente Einbindung in die Ergebnisse der Websuche hat aber auch zu Kritik geführt, manche User sprachen gar davon, dass Google sein Versprechen, immer die besten und neutralsten Resultate zu liefern, brechen würde. Page entgegnet, dass Menschen genauso Objekte einer Suche sind und man alles verstehen wolle, nach dem vielleicht gesucht würde.

Mobile: Monetarisierung noch am Anfang

In Sachen Mobile Computing sieht man sich mit Android gut aufgestellt. Man habe früh auf dieses Pferd gesetzt, da man der Meinung war, dass der Mobile-Bereich ein Umdenken braucht. In Sachen Monetarisierung stehe man aber noch am Anfang, wenngleich Page bereits ein paar nicht näher ausgeführte Dinge vorschweben, die die heutige Technologie ermöglicht und die künftig die Einnahmen in diesem Bereich erhöhen sollen.

Schweigen zu Nexus-Device von Motorola

Fortune wollte vom Google-Chef auch wissen, wie es um etwaige Nexus-Devices von Motorola stehen würde, denn immerhin sei das Unternehmen schon seit einiger Zeit im Besitz von Google. Hier gibt sich Page verschlossen. "Ich denke, es gibt einfach physisch keine Möglichkeit, wie wir ein Nexus Motorola veröffentlichen hätten können. Dazu gehört uns die die Firma noch nicht lange genug." Auch darüber, ob und wann es ein solches Gerät geben könnte, verrät er nichts konkretes.

"Bleeding Edge" als Sprungbrett für nächste Killer-App?

Wohl aber erläutert er, was Sinn und Zweck der Android-Vorzeigereihe (von manchen Trendforschern als "Anti-Apple-Strategie" bewertet) ist. "Wir wollen ein großartiges Gerät bauen, das zeigt, was auf Android möglich ist und den Entwicklern die Möglichkeit gibt, früh an neue Versionen zu gelangen." Was sich allerdings geändert hat, ist die Entscheidungsfindung darüber, welches Gerät wann gebaut wird.

Dazu findet sich ein guter Gedanke bei Android Central. Nexus-Geräte bringen die jeweils frühste Fassung, das "bleeding edge", unter die Leute, die vielleicht die nächste "Killer App" schreiben. Bis der Rest der Welt für den nächsten Versionssprung bereit ist, sind Stabilitätsprobleme und viele Fehler beseitigt und eben jene Apps fertig zum Einsatz.

Neo-CEO zeigt sich motiviert

Page gibt Fortune darüber hinaus ein paar Einsichten in seine Arbeit als CEO. Sein Ziel ist es, Google weiterzuentwickeln und "einen positiven Einfluss" auf die Welt zu nehmen. Obwohl er Chef eines großen und gedeihenden Unternehmens ist, sieht er Google erst bei "einem Prozent" des Weges und sich in der Verantwortung dafür, die nächsten Schritte auf diesem zu setzen.

Gefragt, wie lange er sich in der Chef-Rolle sieht, meint er dementsprechend: "Das ist unmöglich vorherzusagen. Aber ich bin motiviert, Google zu etwas noch Erstaunlicherem zu machen." (red, derStandard.at, 12.12.2012)