Erstmals hat die US-Notenbank klare Zielmarken für ihre Geldpolitik angekündigt: Solange die Arbeitslosigkeit über 6,5 Prozent ist, bleibt der Leitzins bei null. Im nächsten Jahr wird mit dem Ankauf von Staatsanleihen noch mehr Geld in den Markt gepumpt.

Washington - Im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit und die zähe Wachstumsschwäche in den USA wirft die Federal Reserve zum Jahreswechsel erneut kräftig die Notenpresse an. Ab Januar wird sie monatlich für 45 Milliarden Dollar Staatsanleihen kaufen und den im Herbst begonnenen Kauf bestimmter Immobilienpapiere um 40 Milliarden Dollar pro Monat fortsetzen, teilte Fed-Chef Ben Bernanke am Mittwoch nach der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses 2012 mit. Beide Schritte waren an den Finanzmärkten so erwartet worden, Aktienkurse stiegen.

Überraschend setzten sich die US-Notenbanker auch konkrete Zielmarken, die sie mit ihrer Geldpolitik anpeilen. So soll der Leitzins, der seit vier Jahren bei quasi null Prozent liegt, so lange nicht steigen, bis die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent sinkt und auf Sicht von ein bis zwei Jahren eine Inflationsrate von höchstens 2,5 Prozent erwartet wird. Damit rechnet die Fed allerdings erst im Jahr 2015; so lange dürften die Zinsen weiterhin ganz niedrig bleiben. Zuletzt lag die Arbeitslosenquote in den USA bei 7,7 Prozent und war damit weit entfernt vom Ziel. Das Bruttoinlandsprodukt der USA sollte allerdings 2013 um bis zu drei Prozent wachsen, 2014 sogar 3,5 Prozent, erwartet die Fed.

Mit den neu beschlossenen Staatsanleihekäufen ersetzen die Notenbanker ein Ende Dezember auslaufendes Programm - die sogenannte "Operation Twist". In diesem Rahmen hatten sie in ihrer Bilanz kurzlaufende Staatsanleihen in langlaufende Papiere umgetauscht, um damit die langfristigen Zinsen in den USA zu drücken und so die Konjunktur zu stimulieren.

Bereits seit September pumpt Bernanke durch den Aufkauf hypothekenbesicherte Wertpapiere (MBS) Monat für Monat 40 Milliarden Dollar in die Wirtschaft. Zusammen mit dem neuen Staatsanleihen-Kaufprogramm über monatlich 45 Milliarden Dollar wird sich die Bilanz der Zentralbank durch beide Maßnahmen zusammen bis Ende 2013 um rund 1,2 Billionen auf vier Billionen Dollar aufblähen. (Reuters, DER STANDARD, 13.12.2012)