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Bewusst lächeln - soll helfen, wenn man im Stau steckt.

München - Wer kurzfristig in eine stressige Situation gerät, kann eine erhöhte Herzfrequenz senken, indem er bewusst ein Lächeln aufsetzt und diesen Gesichtsausdruck für ein paar Minuten beibehält, berichtet der deutsche Online-Reportagedienst humannews. Das hat eine aktuelle Untersuchung von Psychologen ergeben, bei der Studienteilnehmer verschiedene, mit Stress verbundene Aufgaben erledigen und dabei entweder anhaltend lächeln, nicht lächeln oder ihr Lächeln mechanisch erzwingen sollten. Nach einer kurzen Erholungsphase wurde ihre Herzfrequenz gemessen.

Auch ohne Emotion

Im Vergleich zur Kontrollgruppe mit neutralem Gesichtsausdruck, wiesen die lächelnden Teilnehmer durchwegs eine geringere Herzfrequenz auf - und zwar unabhängig davon, ob ihr Lächeln echt, aufgesetzt oder erzwungen war. "Die Untersuchung der Psychologen zeigt, dass eine körperliche Reaktion auf Stress durchaus beeinflussbar ist.

Offensichtlich kann auch allein schon die reine Muskelanspannung zum Formen eines Lächelns ohne zugehörige Emotion (aufgesetztes Lächeln) dazu beitragen, die Herzfrequenz nach kurzen Stresseinflüssen schneller wieder abzusenken als ohne Lächeln", berichtet Norbert Smetak, Bundesvorsitzender des Bundesverbands Niedergelassener Kardiologen (BNK) und praktizierender Kardiologe in einer fachärztlichen Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie in Kirchheim. "Wer sein Herz schützen möchte, sollte daher in stressigen Situationen versuchen, bewusst ein Lächeln aufzulegen. Damit lässt sich die Intensität der körperlichen Reaktion auf den Stressor verringern. Das lässt sich gut umsetzen, wenn man z.B. mit dem Auto im Stau steht und in Zeitdruck gerät."

Professionelles Stressmanagement

In der Entwicklungsgeschichte des Menschen erfüllen Stressreaktionen grundsätzlich eine sinnvolle Funktion, indem sie den Organismus bei einer drohenden Gefahr dazu befähigen, rasch zu kämpfen oder zu fliehen. Dabei bestimmte Stresshormone ausgeschüttet, die dafür sorgen, dass die Sinne sich schärfen, die Atmung sich beschleunigt, die Arterien kontrahieren und Herzfrequenz, Blutdruck und Puls steigen, um mehr Blut in die Muskeln und Organe zu pumpen.

"Wenn allerdings der Stress überhand nimmt, indem zu Zeitknappheit z.B. noch Geldsorgen, Beziehungsprobleme oder unklare Zielvorgaben und Überforderung im Job hinzukommen, ist ein einfaches Lächeln natürlich nicht ausreichend", betont Smetak. "Für häufig gestresste und dauergestresste Menschen stehen vielmehr Maßnahmen des professionellen Stressmanagements zur Verfügung. Ziel ist es, den Patienten dazu anzuleiten, Stress ganz bewusst und regelmäßig entgegenzuwirken. Stressvermeidung erfordert mentale Techniken, zum Stressabbau können Betroffene ganz nach ihren individuellen Bedürfnissen unterschiedliche Methoden wählen - wie z.B. progressive Muskelentspannung nach Jakobson, autogenes Training, Meditieren, Yoga, sportliche Aktivitäten, Musizieren u.v.m." (red, derStandard.at, 13.12.2012)