Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben erstmals zwei Leberzirrhose-Patienten mit krankhaftem Bauchwasser je eine Minipumpe eingesetzt, die das Wasser in die Blase pumpt. Diese drei mal vier Zentimeter kleine so genannte "Alpha-pump" implantierten sie am rechten Rippenbogen unter die Haut. Durch einen Schlauch saugt sie alle zehn bis 15 Minuten bis zu 15 Milliliter Bauchwasser an und pumpt es in die Blase.

"Bisher müssen sich solche Patienten ein bis zweimal pro Woche im Krankenhaus sechs bis sieben Liter Wasser per Punktion absaugen lassen. Das belastet ihren Kreislauf sehr, birgt Infektionsgefahren, verursacht Nierenfunktionsverluste und ist ein hoher Kostenfaktor für das Gesundheitssystem", sagt Elmar Jäckel, Gastroenterologe und Hepatologe.

Alternative zu TIPS

Den Patienten geht es postoperativ gut. Seit Implantation der Pumpe musste keine Punktion zur Entlastung des Bauchwassers durchgeführt werden. Weltweit erhielten bisher rund 70 Patienten eine solche Pumpe. "In Deutschland leiden viele Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose an Aszites. Sie haben häufig Probleme mit dem Atmen und dem Essen, weil ihnen das Wasser buchstäblich bis zum Halse steht", sagt Jäckel.

Das Bauchwasser entsteht aufgrund von Bluthochdruck vor der Leber, den fast jeder Leberzirrhose-Patient entwickelt. Wenn Entwässerungs-Medikamente nicht helfen, kann TIPS angewendet werden - ein "Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt". Bei dieser Methode wird ein Teil des Blutes an der Leber vorbei ungefiltert direkt in den großen Blutkreislauf geleitet. 

Anwendung bei Tumoren

"Doch bei Patienten, die häufig und schnell ermüden, kann TIPS nicht eingesetzt werden, da dabei unentgiftetes Blut im Gehirn ankommt und die Gefahr besteht, dass sich die Müdigkeit verschlimmert oder sie sogar ins Koma fallen", sagt Jäckel. Auch bei Herzkranken bietet TIPS keine Option, da das Herz die größere Menge Blut, die am Herzen ankommt, nicht pumpen kann. Für diese Patienten bietet sich die "Alpha-pump" an.

Im Jahr 2013 wollen die MHH-Ärzte 25 bis 30 Leberzirrhose-Patienten mit einer solchen Pumpe versorgen. Sie wollen zudem prüfen, ob diese Methode auch für Patienten anwendbar ist, die Bauchwasser aufgrund eines Tumors haben - zum Beispiel ein Ovarialkarzinom. (red, derStandard.at, 14.12.2012)