Welch ein Glück. In zwei Tagen geht die Welt unter. Dann haben wir das Jammertal endlich hinter uns. Bis dahin haben viele Haus und Hof verlassen, weil sie abstrusen Reiseangeboten gefolgt sind, die sie entweder retten sollen oder ihnen den geilsten Weltuntergang aller Zeiten garantieren.
Besonders toll wird es natürlich in Mexiko sein - dort, wo der ganze Hype seinen Ursprung hat. In manchen Hotels können Gäste den Weltuntergang gratis verschlafen, die Zimmer gibt's am 21. Dezember umsonst.
Tausende werden sich in besagter Nacht bei den Mayaruinen herumtreiben und auf den großen Showdown warten. Und zwar bei Inszenierungen, Tanzshows und Lichterspektakeln, die extra für diesen einzigartigen Moment installiert wurden. Ganze Buslieferungen werden täglich in Cancún abgeladen, in Scharen pilgern die Menschen nach Chichén Itzá.
Oder sie versammeln sich in Nepal und hoffen, dass ihnen auf höchsten Bergeshöhen die Flutwelle erspart bleiben möge. Vielleicht pilgern sie auch einfach nach Mariazell und beten um ihr Seelenheil. Oder sie versuchen in Chile durch eines der Riesenteleskope die nahende Katastrophe vor allen anderen zu entdecken. Möglicherweise verstecken sie sich auch im französischen Bugarach, das laut Esoterikern als Einziges verschont bleiben soll. Dass die Behörden den Pic de Bugarach in den Pyrenäen gesperrt haben, ist nur ein Zeichen ihrer Ignoranz gegenüber dem Unausweichlichen.
Am 22. Dezember werden wir es wissen. Dann nämlich, wenn der Weltuntergangskater in den Schläfen hämmert, die Hotelrechnung fällig wird und von den Endzeittouristen nur ein "XY was here, 21.12.2012" an den Mayareliefs und ein Gebirge an Plastikmüll zurückbleiben. (Mirjam Harmtodt, derStandard.at, 19.12,2012)