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Alle gleich schädlich, aber erst 2003 kam der erste EU-weite Warnhinweis. Ab 2015 sollen auch Bilder das Raucherrisiko zeigen.

Foto: AP/European Commission

Wien/Brüssel - "Tausche österreichischen Lungenkrebs gegen deutschen Zahnfleischschwund" - für Zigarettenschachtelsammler wie Igor Sergeev aus Moskau, der nach eigenen Angaben mehr als 41.000 verschiedene Objekte aus aller Welt besitzt, könnte sich 2015 ein neuer Markt auftun.

Schockbilder ab 2015 auf EU Zigarettenpackungen

Ab dann sollen nämlich auch in der EU Zigarettenpackungen mit Schockbildern wie etwa ein von Krebs zerfressener Lungenflügel und verschärften Warnhinweisen versehen werden. Die Wiener Vertretung der EU-Kommission bestätigte am Donnerstag auf STANDARD-Anfrage einen entsprechenden Bericht der Bild-Zeitung. Mittwoch sollen die Vorschläge offiziell präsentiert werden.

Die vom neuen Gesundheitskommissar Tonio Borg geplante Tabak-Richtlinie sieht vor, dass insgesamt 75 Prozent der Verpackung vom Konsum des Inhaltes abraten sollen. Abzüglich der Steuerbanderole bleibt ein Fünftel der Fläche für den Markennamen und die Angaben der Rauchinhaltsstoffe.

Verbot von Zusatzgeschmackstoffen

Liebhaber von Mentholzigaretten wie der deutsche Altbundeskanzler Helmut Schmidt müssen wahrscheinlich umsteigen. Denn Zusatzgeschmackstoffe sollen ebenso verboten werden wie die Beifügung von Vitaminen, Koffein, Taurin oder Farbstoffen. Eine weitere neue Vorschrift betrifft den Mindestdurchmesser bei Zigaretten von 7,5 Millimetern. Sogenannte Slim-Zigaretten wären dann nicht mehr erlaubt.

Die EU-Kommission bemüht sich seit Jahren um eine einheitliche Gesundheitsmaßnahme direkt auf den Zigarettenpackungen. Zuletzt hatte ein Korruptionsskandal den Prozess gebremst: Ein Mitarbeiter des früheren Gesundheitskommissars John Dalli soll von einer schwedischen Lutschtabakfirma Millionen gefordert haben, um für das im Rest von Europa verbotene Genussmittel zu lobbyieren. Dalli trat im Oktober zurück, ein Verbot des Lutschtabaks (Snus) außerhalb von Schweden und Dänemark bleibt vorerst.

Wirkung umstritten

Ob drastische Bilder den Griff zur Zigarette verhindern können, ist umstritten. In Kanada, wo die Bilder längst Realität sind, ist die Raucherquote unter Jugendlichen nach offiziellen Angaben zurückgegangen. In Thailand hingegen nicht. Zielpublikum sind eben gerade Jugendliche, denen die gesundheitlichen Gefahren des Rauchens buchstäblich vor Augen geführt werden sollen.

Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), prinzipiell natürlich aufseiten des Nichtraucherschutzes, müsse sich den Kommissionsvorschlag erst im Detail anschauen, hieß es am Donnerstag in seinem Büro. Erst danach werde konkret bewertet.

Wein und Schokolade

Peter Trinkl, Obmann der Tabaktrafikanten in der Wirtschaftskammer, braucht hingegen keine Bedenkzeit: "Ein Unfug, der nur eine weitere Bevormundung darstellt. Ich frag mich, wann jetzt Warnhinweise auf Weinflaschen und Schokoladen kommen." Er glaubt nicht, dass grausliche Bilder auf Zigarettenpackungen die Zahl der Raucher (zwei Millionen in Österreich) senken können. "Dazu bräuchte es wohl längerfristige Konzepte über zwei Generationen. Aber so weit denken ja Politiker nicht voraus", so Trinkl. (Michael Simoner, DER STANDARD, 14.12.2012)