Rosenkranz zur Ratifizierung der EU-Erweiterung im Nationalrat: "Ich habe starke Vorbehalte, wenn ich mir anschaue, was bis jetzt aus Tschechien gekommen ist ... So wie es ausschaut, werde ich am Mittwoch nicht zustimmen."

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Standard: Sind Sie froh, dass Sie bei der FP-Vorstandsklausur in Deutschlandsberg noch nicht stimmberechtigt waren? Rosenkranz: Es geht nicht darum, ob ich darüber froh bin.

Standard: Sie hätten sich aber zwischen Vizekanzler Herbert Haupt und dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider entscheiden müssen.
Rosenkranz: Es ist absolut wünschenswert, dass beiden Herren miteinander zu einer Vereinbarung kommen, die sie dann als Erstes intern präsentieren.

Standard: Wie groß ist der Schaden für die FPÖ?
Rosenkranz: Wenn Obmanndiskussionen lang andauern, sind sie sicher schlecht. Jetzt herrscht aber eine positive Aufbruchstimmung.

Standard: Ein Sonderparteitag oder Knittelfeld II droht nicht mehr?
Rosenkranz: Beide werden eine Vereinbarung treffen, und dazu wird es keine Dritten brauchen.

Standard: Es gibt aber noch immer parteiinterne Streitpunkte wie Eurofighter und vorgezogene Steuerreform.
Rosenkranz: In jeder Partei gibt es zu jedem Thema zu Beginn einer Diskussion verschiedene Meinungen. Das wird man bereden und dann zu einer Meinung finden, die alle vertreten können.

Standard: Für die Landtagswahlen in Oberösterreich und Tirol werden Wahlschlappen vorprognostiziert. Bricht dann die Führungskrise erneut aus?
Rosenkranz: Ich werde die Arbeit meiner Parteifreunde nicht dadurch erschweren, dass ich über mögliche Wahlschlappen spekuliere.

Standard: Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll stellt überhaupt die Regierungsfähigkeit der FPÖ infrage. Er sagt, mit dieser FP sei auf Dauer kein Staat zu machen.
Rosenkranz: Das sagt der Landeshauptmann in regelmäßigen Abständen. Er soll uns bitte in Ruhe lassen und sich den Kopf über seine Angelegenheiten zerbrechen. Zum Beispiel darüber, dass wir in Niederösterreich am Vorabend der EU-Osterweiterung einen desaströsen Sicherheitsbericht haben.

Standard: Am Mittwoch wird der erste Schritt zur Ratifizierung der Erweiterung im Nationalrat beschlossen. Werden Sie mitstimmen?
Rosenkranz: Ich habe starke Vorbehalte, wenn ich mir anschaue, was bis jetzt aus Tschechien gekommen ist.

Standard: Stichwort Benes-Dekrete?
Rosenkranz: Die Erklärung Tschechiens kann maximal ein erster Schritt gewesen sein.

Standard: Werden Sie also zustimmen?
Rosenkranz: So wie es ausschaut, werde ich am Mittwoch nicht zustimmen.

Standard: Sehen das auch andere FP-Abgeordnete so?
Rosenkranz: Das weiß ich nicht.

Standard: Die SPÖ hofft, dass einige FP-Mandatare ihrem Misstrauensantrag gegen Grasser zustimmen werden?
Rosenkranz: Das sehe ich nicht. Es ist aber vernünftig, dass sich das Verhältnis der SPÖ zu uns entspannt hat.

Standard: 2005 sind Gemeinderatswahlen in Niederösterreich. Wie bekommen Sie die angeschlagene Landes-FP fit? Rosenkranz: Wir haben ohne jeden Zweifel schwierige Zeiten hinter uns. Es ist aber nun gelungen, arbeitsfähige und politikwillige Gruppen in den Bezirken zusammenzuschweißen. Wir haben gute Chancen. Auch die Finanzmittel für diese Wahlen werden gesichert sein.(DER STANDARD, Printausgabe, 8.7.2003)