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Olivia (Gerti Drassl) begehrt, begehrt zu werden - doch unter gar keinen Umständen von dem ridikülen Haushof-meister Malvolio (Karl Markovics).

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Wien - Shakespeares Komödien bewegt zum überwiegenden Teil die blinde Liebe. Deren aberwitziges Kalkül treibt das ungelenke Spiel voran. Und im verzwickten Leiden an der Herzenssache verwandeln sich die animierten Opfer dann in die tollsten Spagat-und Luftsprungkünstler: Verrenkungen im Dienst ungestillter Sehnsucht. So gesehen bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf.

Die scheinbare Freigebigkeit in William Shakespeares Titel Was ihr wollt täuscht über die darin vorgesehenen Verpflichtungen zum rechten Liebesglück hinweg. Ein hartes Briefing in Illyrien: Man liebt im Kreis und rückwärts, nur die Getroffenen wissen nichts vom Glück. Und die's erwägen, sind die Betrogenen!

Herzog Orsino will die Gräfin Olivia, die ihrerseits den Boten des Werbers in ihr Herz schließt. Zu vorschnell, wie man weiß, denn der Knabe ist ein Mädchen namens Viola und liebt den Herzog heiß. Dafür ist ihr schiffbrüchig geglaubter Bruder Sebastian für der hohen Dame Begehr allemal noch gut. Et cetera.

Die Täuschungen und Vertauschungen in diesem spätelisabethanischen Spaß sind gnadenlose Spiegelungen, die mindestens so viele Bilder abwerfen wie die sich auf der immens breiten Bühne im Burghof erstreckende knallbunte Tapetenstrecke Renate Martins und Andreas Donhausers. Gegen die Flüchtigkeit dieser Cinemascope-Fläche arbeitet ein luxuriöses Schauspielerensemble an. Doch in einer seltsam kernlosen Inszenierung Michael Sturmingers tanzen sie alle um ein großes Nichts. Und das sieht dann aus wie jeder zweite Nestroy in der Gegend.

Der von fünf Locken zum Haushofmeister Malvolio gekrönte Karl Markovics wird von einer Wirtshaus-Maria (Traute Hoess als Kammermädchen in Zuckerlfarben) um die Liebe der Gräfin Olivia betrogen. Diese wiederum trippelt in Gestalt der wunderbaren Gerti Drassl im Hochzeitstüll um ihre längst ausständige Ehe. Chulpan Khamatova (Viola/Cesario) schultert im zwiespältigen Dienst an ihrem Herren (Dirk Nocker als formvollendeter Fantasy-Ritter Orsino) gekonnt einen Wald von Rosen am sinnlosen Gang zur Liebewerbung.

Am "großherzigsten" unter den Witzbolden (u. a. Gregor Bloéb und Georg Friedrich) ist einer, der es auf niemanden abgesehen hat - Branko Samarovskis Narr: "Gott schenke Euch frühzeitige Verkalkung, damit Euer Witz zunimmt." (DER STANDARD, Printausgabe, 8.7.2003)