Teile der zerstrittenen Tiroler Blauen haben einen außerordentlichen Landesparteitag erzwungen. Es geht um die Listenerstellung für die Landtagswahl Ende September.

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Innsbruck - Knapp drei Monate vor der Tiroler Landtagswahl sind Tirols Freiheitliche heillos zerstritten. Nach dem Rücktritt des Osttiroler Landtagsabgeordneten Gerald Hauser hat sich die Zahl der ausgeschiedenen FPÖ-Vorstandsmitglieder auf sieben (von fünfzehn erhöht). Laut Parteistatut muss damit spätestens in fünf Wochen ein außerordentlicher Landesparteitag stattfinden. Als Reaktion auf die Listenerstellung war am Wochenende auch die langjährige FP-Nationalrätin Edith Haller aus dem Vorstand ausgeschieden.

Damit steht die am Samstag in Beisein von Bundesparteiobmann Herbert Haupt beschlossene Landesliste mit Spitzenkandidat Willi Tilg wieder zur Diskussion. Ohnehin wird der FPÖ, die seit Monaten nahezu ausnahmslos mit internen Lagerkämpfen öffentlich präsent ist, eine schwere Niederlage bei den Landtagswahlen prophezeit. Noch vor den jüngsten Turbulenzen wurde mit dem Verlust von drei bis vier der sieben Landtagsmandaten gerechnet.

Gerald Hauser hat seinen Rücktritt am Dienstag mit einer "breiten Unzufriedenheit an der Basis begründet". Der Bezirk Kufstein etwa - jener von Edith Haller - sei nicht an wählbarer Stelle vertreten. Auch der von der Innsbrucker Stadtpartei nominierte Spitzenkandidat Winfried Vescoli sei übergangen worden. Es gehe "um die Rettung der Tiroler FPÖ", so Hauser.

Heftig auf die Aussagen des Osttiroler Bezirkschefs reagierte Landesparteisekretär Norman Schadler. Hauser, der noch bei der Vorstandssitzung am Samstag beteuert habe, er werde die Freiheitlichen nicht in weitere Turbulenzen bringen, habe nun die Partei mit seinem Rücktritt und dem erzwungenen Landesparteitag in Geiselhaft genommen. "Hausers Beteuerungen gelten gerade für ganze drei Tage", so Schadler. Schadler warf Hauser vor, "nur Einzelinteressen" zu verfolgen. Die "Basis" sei lediglich Vorwand, Hauser hatte zuletzt mehrfach vergeblich versucht, Landesparteichef Tilg zu stürzen.

Tilg, im Zivilberuf Offizier, war im November 2001 zum Tiroler FP-Obmann gewählt worden. Bei den Turbulenzen auf Bundesebene vergangenen Herbst hatte er sich gegen die "Knittelfelder Rebellen" und hinter Obfrau Susanne Riess-Passer gestellt. Seit dem heurigen Frühjahr, mit Herannahen des Wahltermins, begannen die alten Gräben in der Landespartei wieder aufzubrechen. (bs/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.7.2003)