Bregenz - Vorarlbergs neue Schullandesrätin Bernadette Mennel (VP) will die gemeinsame Schule erforschen. Als Experimentierfeld hat die frühere Lehrerin die Gemeinde Lustenau ausgewählt. Der dortige Bürgermeister Kurt Fischer ist nicht nur Parteikollege, sondern auch ehemaliger AHS-Lehrer und als solcher "offen für eine Modellregion Lustenau". Drei Mittelschulen und das einzige Gymnasium der Marktgemeinde sollen die gemeinsame Schule ausprobieren. Die Direktoren seien einverstanden, Details will die Landesrätin später mitteilen.

Der Schulgemeinschaft des BG Lustenau, von der Idee der Politiker überrascht, reicht aber schon die Ankündigung. Man lehne die Modellregion "in dieser Form" ab, heißt es in einer Aussendung. Die Eltern seien verunsichert, und außerdem würde man als Schulpartner gerne in Entscheidungen und Diskussionen miteinbezogen.

Schlusslicht statt Leuchten

Nein zu Mennels Idee sagt auch die schwarze AHS-Personalvertretung. Gewerkschafter Robert Lorenz meint, der Schulversuch sei nur ein " Tarnname zur Abschaffung der Unterstufe". Pflichtschullehrervertreter Gerhard Unterkofler (Freie Lehrer) wiederum fordert die AHS-Gewerkschafter auf, nicht länger auf der Trennung von Mittelschule und AHS-Unterstufe zu beharren.

Zustimmung kommt auch von der Unabhängigen Bildungsgewerkschaft, die wünscht sich aber mehr Mut der Landesregierung. Die "Modellregion Lustenau" sei nur der kleinste gemeinsame Nenner, denn die Vorarlberger Schulen wären längst bereit für eine landesweite Modellregion. Der Schulpolitik habe aber bisher keinen Willen zur Umsetzung gezeigt.

Dass Reformen überfällig sind, zeigen die jüngsten Testergebnisse. Die Bildungsstandards an den Pflichtschulen sind nur mittelprächtig. Mit einem Mittelwert von 527 Punkten liegen die Vorarlberger Schülerinnen und Schüler unter dem österreichischen Durchschnitt (535). Bei den Spitzenschülern sind sie mit Kärnten und dem Burgenland Schlusslicht. (Jutta Berger, DER STANDARD, 15./16.12.2012)