Columbine, Virginia Tech, Aurora, Newtown: Die Argumente der US-Waffenfreunde sind nach jedem tödlichen Amoklauf dieselben. Natürlich sind es immer noch Menschen, die Menschen töten, nicht Waffen. Ebenso mag es stimmen, dass die Politik auch in Zukunft derartiges nicht verhindern wird können.

Trotzdem: Mit bloßen Händen lassen sich Tragödien wie jüngst in Connecticut aber nur schwer anrichten. Und intelligente, zeitgemäße Gesetze können das massenhafte Töten sehr wohl bedeutend erschweren.

Einfach zugängliche Kriegswaffen machen es Amokläufern gefährlich leicht. Dafür verantwortlich zeichnet auch eine antiquierte Rechtsauffassung. Als - auf den Tag genau - vor 221 Jahren das Recht auf Waffenbesitz per Zusatzartikel in der US-Verfassung verankert wurde, kannten deren Autoren bloß einfache Schießeisen Marke Vorderlader, nicht die hocheffizienten Tötungswerkzeuge, wie sie heute zu Millionen in Wohnungen zwischen Maine und Texas lagern. Halbautomatische Sturmgewehre, wie der Massenmörder von Newtown eines zum Einsatz brachte, muss keine zivilisierte Gesellschaft im 21. Jahrhundert legal im Schlafzimmerschrank horten, damit sie ihren Bedarf an Freiheit stillt.

Was es jetzt braucht, ist ein fundamentaler Wandel. Und die Erkenntnis, dass liberale Waffengesetze und privates Wettrüsten die Welt nicht sicherer machen. Ganz im Gegenteil. Der frisch wiedergewählte US-Präsident Barack Obama muss mit aller Kraft versuchen, das hoffnungslos veraltete - und in den USA keineswegs sakrosankte - Waffengesetz zu reformieren. Wenn durch schärfere Gesetze und rigidere Kontrollen nur ein ähnliches Attentat in der Zukunft verhindert wird, ist es das politische Risiko wert.

Die Gesellschaft, aus deren Mitte Täter wie Adam L. kommen, abstrakt und von Grund auf weniger gewalttätig zu machen, kann auch dem Demokraten im Weißen Haus nicht gelingen. Geht der Präsident jetzt aber nicht konkret und energisch gegen das Waffen-Unwesen in seinem Land vor, ist sein Versprechen vom großen Wandel vollends an der Wirklichkeit gescheitert. (Florian Niederndorfer, derStandard.at, 15.12.2012)