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Arthur Abraham war in Nürnberg der Chef im Ring.

Foto:Matthias Schrader/AP/dapd

Nürnberg - Arthur Abraham musste sich vorgekommen sein wie im falschen Film. "Du kriegst zu Weihnachten ein Geschenk von meiner Frau", sagte Trainer Ulli Wegner zu seinem Schützling, nachdem dieser am Samstagabend in Nürnberg seinen WBO-Weltmeistertitel gegen den Franzosen Mehdi Bouadla erfolgreich verteidigt hatte. Eigentlich ist der Deutsch-Armenier von seinem Coach zumeist Tadel gewöhnt. Doch in diesen Tagen wird "König Arthur" regelrecht mit Lob überhäuft, zumindest wenn man Wegners Maßstab anlegt.

Der strenge Wegner, der immer wieder an die Einstellung Abrahams appelliert hatte. Abraham, der als leicht verführerisch, als undiszipliniert galt und dessen Karriere vor diesem Jahr fast vorbei gewesen war. Wegner, der Mahner, verteilt plötzlich Streicheleinheiten mit dem Füllhorn. Weil Abraham, so sagt er, begriffen habe. Weil Abraham auch diesmal im Kampf umgesetzt habe, was man sich vorgenommen hatte. "Was soll ich denn schreien, wenn Arthur alles richtig macht? Was soll ich denn tadeln?", sagte Wegner.

Mehdi Bouadla war vor 7000 Zuschauern ein braver Gegner gewesen. Keine echte Gefahr für Arthur Abraham, aber auch kein Angsthase. Der 30-Jährige mühte sich redlich, suchte seine Chance, doch Aussicht auf den Sieg hatte er nie. "König Arthur" durfte mit harten Schlägen glänzen, beendete den Kampf dann auch vorzeitig in der achten Runde. Triumph durch technischen K.o. nach einer Serie von wirkungsvollen Treffern, zudem hatte Bouadla einen klaffenden Cut am rechten Auge. "Arthur hat geboxt wie ein Champion", sagte Bouadla anerkennend.

Mit dem 36. Sieg (28 durch K.o.) im 39. Profikampf beendete Abraham sein Comebackjahr 2012. Viermal kämpfte er 2012, viermal gewann er und wurde wieder Weltmeister. "Ich kann mir vom Nikolaus nur wünschen, dass nächstes Jahr das Gleiche passiert", sagte der "Abrahammer", der im Supermittelgewicht nun ein Thema für die ganz große Bühne ist. "Viel Arbeit, viel Blut, viel Schweiß" habe es ihn gekostet, nach zwei Jahren voller Tiefschläge die Wende zu schaffen.

Im März oder April 2013 wird Abraham noch einmal gegen den Magdeburger Robert Stieglitz in den Ring steigen, dem er im August den WBO-Titel abgenommen hatte. Die Revanche war Bestandteil des Kampfvertrages. Danach ist vieles denkbar, darunter auch ein Mega-Fight gegen Felix Sturm. Aber: "Sturm muss erst seinen Weg zurückfinden und seine Probleme lösen", sagte Abraham-Manager Kalle Sauerland über den Ex-Champion, dessen Einstand als Promoter kürzlich missglückte und der zudem mit der WBA im Clinch liegt. Gleichwohl ist Abrahams Wohl nicht an Sturm gebunden, auch Gegner wie der Brite Carl Froch würden für großes Interesse sorgen.

Die letzte Phase der Karriere des wiedererstarkten 32-Jährigen soll jedenfalls an seine frühere Dominanz im Mittelgewicht heranreichen. Zwischen 2005 und 2009, bis zu seinem Wechsel in die höhere Gewichtsklasse, hatte Abraham seinen WM-Titel zehnmal erfolgreich verteidigt. "So eine Serie", sagte Sauerland, "wollen wir wieder aufbauen. Es beginnt jetzt eine neue Ära". (SID, 16.12.2012)