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Trauernde hören einem via Lautsprecher übertragenen Gottesdienst vor der High School in Newtown zu.

Foto: David Goldman/AP/dapd

Newtown - Nach dem schlimmsten Amoklauf an einer US-Schule mit 27 Toten am Freitag haben die Bewohner von Newtown am Montag die ersten beiden Kinder zu Grabe getragen. Am Dienstag, Donnerstag und Freitag soll jeweils ein weiteres Kind beerdigt werden.

Alle Schulen in Newtown blieben am Montag geschlossen. Anstelle dessen hatten lokale Vereine Aktivitäten wie Sport, Brettspiele, Zeichnen organisiert, um die Kinder zu beschäftigen, berichteten US-Medien. Auch in der etwa 30 Kilometer entfernten Stadt Ridgefield sind am Montag einem Medienbericht zufolge wegen einer verdächtigen Person alle Schulen geschlossen worden. Das berichtete die Zeitung "Hartford Courant" unter Berufung auf die örtliche Polizei. Am Nachmittag gaben die Behörden Entwarnung, es sei "keine gefährliche Aktivität" entdeckt worden.

Kinder eines Wieners in betroffener Schule

Am Tag des Amoklaufs befanden sich auch die beiden drei und fünf Jahre alten Töchter eines Wieners am Schauplatz des Verbrechens, der Sandy Hook Elementary School. In einem Interview mit Ö3 schilderte der Vater der Kinder, dass er und seine Frau am Freitagvormittag eine "kurze Nachricht auf die Mobilbox bekommen" hätten, "dass es vermutlich zu einem Shooting in einer der sechs Schulen in Newtown gekommen ist". Zehn Minuten später hätten sie herausgefunden, dass es sich um die Lehranstalt handle, "in der sich meine beiden Töchter befinden".

"Und meine Frau ist dann auch sofort hingefahren, hat aber das Auto schon ein Stück vor der Schule am Straßenrand abstellen müssen, weil dort Chaos ausgebrochen ist", sagte der Familienvater. Sie sei dann zur Schule gelaufen. Die Kinder hätten sich in einen zentralen Raum ohne Fenster zurückgezogen, wo "die Betreuerin Geschichten vorgelesen hat". Seine Frau sei in die Schule gelassen worden und "hat die Kinder in Empfang nehmen können". 

Die beiden Mädchen seien jetzt zu Hause. "Es ist unheimlich schwierig, einer Fünfjährigen oder einer Dreijährigen zu erklären, was es heißt, dass ein Mann in die Schule kommt und dort die Freunde und Freundinnen, die Lehrer und die Direktorin erschießt", sagte der erst seit wenigen Monaten mit seiner Familie in Newtown lebende Wiener.

Ermittlungen werden andauern

Die Sandy Hook Elementary School könnte noch mehrere Monate lang geschlossen bleiben. Die Polizei werde das Gebäude so lange absperren, bis die Untersuchungen abgeschlossen seien, sagte der Sprecher der Polizei in Connecticut, Paul Vance, am Montag bei einer Pressekonferenz. "Ich kann nicht sagen, wie lange das dauern wird. Ich vermute, Monate." Auch das Haus der Mutter des Todesschützen, in dem ihre Leiche gefunden worden war, bleibe bis auf Weiteres abgesperrt.

Die Polizei sei weiter damit beschäftigt, Zeugen zu verhören. "Es gibt viele, viele Zeugen und wir werden nicht aufhören, bis wir jeden einzelnen davon befragt haben." Kinder würden nur im Beisein speziell ausgebildeter Experten und ihrer Eltern vernommen. "Das behandeln wir sehr feinfühlig." Auch die Untersuchung der gefundenen Beweismittel - darunter auch elektronische Beweise - habe bereits begonnen. Nähere Einzelheiten wollte Vance nicht nennen.

Gesellschaftliche Pflicht

US-Präsident Barack Obama hat sein Land indessen zu entschiedenen Schritten gegen Waffengewalt aufgerufen. Die Zeit zum Handeln sei gekommen, sagte der Präsident am Sonntagabend auf einer Trauerfeier für die Opfer in Newtown. "Wir sind hier, um 20 wunderbare Kinder und sechs großartige Erwachsene zu betrauern, die in einer Schule starben, die jede Schule in Amerika hätte sein können." Obama sagte, es sei die erste Pflicht der Gesellschaft, ihre Kinder zu schützen.

Auch die Mutter des 20-jährigen Amokläufers war nach einem Bericht der "New York Times" Waffenbesitzerin. "Sie liebte Waffen", schrieb die Zeitung am Wochenende über die 52-Jährige. Sie habe ihren Sohn mit auf den Schießstand genommen. Die Mutter soll fünf Waffen besessen haben. Nach Auskunft der Polizei hatte der Schütze in der Schule ein Sturmgewehr und zwei Pistolen dabei. Diese waren nach vorherigen Angaben auf den Namen der Mutter registriert. Im Auto sei auch noch ein Schrotgewehr gefunden worden.

Hunderte Schüsse übrig

Der Sender NBC berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, der 20-Jährige habe zuerst in Newtown seine Mutter erschossen und sei dann in deren Auto zur Schule gefahren. Um das dortige Sicherheitssystem zu umgehen, habe er ein Fenster zertrümmert und sei dann ins Gebäude geklettert. Zunächst habe er die Direktorin und die Schulpsychologin auf einem Gang erschossen.

Wie Paul Vance mitteilte, gab der 20-Jährige Hunderte Schüsse ab - und hatte noch mehrere hundert Patronen, als er sich selbst tötete.  Über das Motiv des Amokläufers gibt es nach wie vor nur Mutmaßungen. (APA/red, 17.12.2012)