Bild nicht mehr verfügbar.

Der Maßstab zwischen den Riesentorlaufstangen: Ted Ligety.

Foto: Reuters/Garofalo

Madonna di Campiglio - Zur Selbstvermarktung zählen auch Fotos. Also veröffentlichte Ted Ligety gleich nach seinem beeindruckenden Sieg beim Riesentorlauf von Alta Badia via Twitter ein Bild seines Servicemannes Alex Martin. Der schaute im dunklen Skikeller gar nicht happy drein. Kein Wunder, die von Ligety erst Stunden zuvor gewonnene Siegestrophäe hatte einiges abgekriegt. Und Martin musste die beiden Bruchstücke des Häferls in Ligetys Kamera halten.

Die Beziehung zwischen Ligety und dem Tüftler, der seine Head-Latten rennfertig präpariert, hat natürlich keinen Schaden genommen. Die erneute Machtdemonstration auf der eisigen Gran Risa ließ nur die Köpfe bei der demontierten Konkurrenz rauchen. "Ich habe im Gegensatz zu den anderen Läufern einen sensationellen Grip", sagte Ligety nach seinem Sieg mit 2,04 Sekunden Vorsprung auf den Salzburger Marcel Hirscher. " Ich habe gar nichts Verrücktes gemacht. Die Ski der anderen waren einfach nicht perfekt präpariert."

Skischule zu Weihnachten

Dieser Kritik muss sich auch das österreichische Team stellen, bis auf Hirscher fassten die ins Ziel gekommenen ÖSV-Läufer zumindest fünf Sekunden Rückstand aus. "Alle sind gefragt, Athleten, Trainer, Service", sagte ÖSV-Riesentorlauf-Trainer Andreas Puelacher. "Es ist wie in der Formel 1." Viel Zeit bleibt vor der Heim-WM in Schladming nicht mehr, um die beste Abstimmung zwischen Ski, Schuhe, Bindung, Platte und natürlich Athlet hinzubekommen. "Über Weihnachten müssen wir in die Skischule", sagte Philipp Schörghofer.

Exakt ein Drittel der 36 Weltcuprennen bei den Herren sind bereits absolviert. Für den bisher einzigen ÖSV-Sieg sorgte Hirscher beim Riesentorlauf in Val d'Isere, Ligety (3.) kam in Frankreich mit den engen Torabständen nicht zurecht. Mit der Ausbeute kann die budgetär gut aufgestellte heimische Skifahrt just vor der Heim-WM nicht zufrieden sein. Im Gesamtweltcup hält nur Titelverteidiger Hirscher (460 Punkte) als Dritter mit dem Norweger Aksel Lund Svindal (614) und Ligety (508) mit und also die ÖSV-Fahne hoch. Die souveräne Führung in der Nationenwertung ist nur der Quantität geschuldet.

Madonna vor Weihnachten

Die bescheidene Siegesbilanz können Österreichs Herren am Dienstag (17.45 und 20.45, ORF 1), im Flutlicht-Slalom von Madonna di Campiglio aufpeppen und für besinnliche Weihnachten sorgen. Zwischen den Stangen fühlt sich Ligety nicht so wohl, mit Hirscher ist nach den Rängen zwei (Levi) und drei (Val d'Isere) umso mehr zu rechnen. Die Performance des 23-jährigen Salzburgers in den technischen Disziplinen ist beeindruckend, in sechs Rennen fuhr er ebenso oft aufs Podest. Zur Siegerehrung in Riesentorlauf und Slalom schaffte es außer ihm bisher kein anderer Österreicher.

"Ich freue mich sehr über meine Sicherheit und meine Ergebnisse", sagt Hirscher vor seinem Debüt auf dem klassischen Hang "Canalone Miramonti", der erstmals seit 2005 wieder weltcupmäßig befahren wird. "Aber es kann jederzeit passieren, dass ich rauskugle." Für den bisher letzten ÖSV-Sieg in Madonna sorgte Mario Matt vor zwölf Jahren. Der 33-jährige Tiroler glaubt auch diesmal an seine Chance. "Wenn alles zusammenpasst, kann ich sehr schnell sein." (APA, krud - DER STANDARD, 18.12.2012)