Sie protestieren. Sie protestieren nicht. Sie protestieren doch. Vielleicht. Wahrscheinlich. Wer weiß das schon so genau. Was sich mit Sicherheit sagen lässt: Die Funktionäre der Ärztekammer machen derzeit alle Fehler, die man in der politischen Kommunikation machen kann. Keine stringente Linie, verwaschene Argumentation, heute hü, morgen hott.

Inhaltlicher Kern der Diskussion ist, welchen Stellenwert die niedergelassenen Ärzte künftig im Gesundheitssystem haben sollen. Die Politik sagt: einen hohen. Die Ärztevertreter sagen: einen hohen. Die Differenzen sind semantischer Natur, sie sind für den durchschnittlichen Patienten praktisch nicht zu durchschauen. Übrig bleibt das Gefühl, dass da irgendetwas nicht stimmt.

In Bezug auf die Gesundheitsreform ist das gefährlich, weil es Verunsicherung schafft. In Bezug auf die Ärztekammer ist das pure Untertreibung. Die Standesvertretung ist komplett zerrüttet, Präsident Artur Wechselberger ein Getriebener seiner Länderkammern und Kurien. Dass er am Sonntag eine Kehrtwende vollzog, nachdem er die Gesundheitsreform am Freitag ganz okay fand, dürfte ihm sein Amt gerettet haben. Was die medizinischen Egomanen über ihren Querelen vergessen: Sie geben der Politik alle Argumente, um sie künftig zu ignorieren. Und wären die Ärzte nicht zur Pflichtmitgliedschaft verdonnert - der Kammer würden wohl bald auch die Beitragszahler davonlaufen. (Andrea Heigl, DER STANDARD, 18.12.2012)