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Der Weihnachtsbaum stellt für den Menschen kein gesundheitliches Risiko dar.

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

Der Weihnachtsbaum ist voll mit Pestiziden und daher giftig. Er macht krank und trübt die Feiertagsstimmung. Dieses Bild des gesundheitsschädlichen Weihnachtsbaums ist allerdings ein Mythos, verlässliche Untersuchungen gibt es nicht. Bernhard Perny vom Bundesamt und Forschungszentrum für Wald vermutet, dass generell kein gesundheitliches Risiko besteht. Und der Schadstoffexperte Alarich Riss vom Umweltbundesamt ergänzt: "Es gibt keine seriöse Risikoabschätzung, was etwa Pestizide wirklich bewirken."

Betrachten statt essen

Eine Untersuchung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat dennoch für Verunsicherung gesorgt. Vor einem Jahr wurden in sechs von 15 getesteten Weihnachtsbäumen Pestizide gefunden. Warum sie Schadstoffe enthielten, die seit Jahren verboten sind, dafür hat Perny eine Erklärung: Er vermutet, dass die untersuchten Weihnachtsbäume auf ehemaligen Maisackern angelegt wurden und deren Wurzeln so Bodenschichten erreichten, die mit diesen mittlerweile verbotenen Pestiziden kontaminiert waren. Für ihn ist jedoch klar, dass die Pestizide dann in den Pflanzengeweben und nicht außen zu finden sind: "Eine Gefährdung von Menschen ist daher auszuschließen - außer man verzehrt mehrere Kilogramm Nadeln eines derart angereicherten Baumes."

Eine ähnliche Studie wie die vom BUND gibt es für Österreich nicht. Hierzulande wird laut Perny weitgehend pestizidfrei oder reduziert angebaut. Chemischer Pflanzenschutz wird vermieden und durch umweltverträgliche Maßnahmen ersetzt: "Herbizide werden meist nur im ersten Standjahr angewendet und in den Folgejahren dann die Bodenvegetation mechanisch kurz gehalten", sagt der Waldexperte. In Österreich sind 90 Prozent der Weihnachtsbäume einheimische, zehn Prozent werden aus den Nachbarländern und Dänemark importiert. Jeder fünfte einheimische Weihnachtsbaum stammt außerdem aus den Wäldern und nicht aus eigens angelegten Kulturen. 

Wer sichergehen möchte, dass sein Baum unbehandelt ist, kauft einen ökologischen Weihnachtsbaum - wie hoch der Anteil in Österreich gegenüber den herkömmlich produzierten Bäumen bereits ist, lässt sich allerdings nicht sagen. 

Baum im Topf 

Neben dem "Bio-Weihnachtsbaum" kann auch ein lebender Weihnachtsbaum im Topf gekauft werden. Eine ökologische Alternative ist das allerdings nicht. "Die Bäume wurden ja gleich produziert wie die geschnittenen Bäume. Außerdem sind sie extrem empfindlich, daher funktioniert es oft nicht, sie mehrere Jahre hintereinander aufzustellen", erklärt Riss. Lebende Weihnachtsbäume sollten bis kurz vor den Feiertagen kühl aufbewahrt werden und dann maximal zehn Tage im beheizten Raum stehen. 

Neben den Pestiziden stehen auch Schimmelpilze und Terpene in der Kritik. Die gesundheitliche Belastung ist allerdings niedrig und mit der von Schnittblumen gleichzusetzen. Gefährdet sind höchstens Personen mit einem extrem reduzierten Immunsystem und Allergiker. Das gilt allerdings auch nur, wenn der Weihnachtsbaum tatsächlich mit Schimmelpilzen befallen ist - und dafür steht er meist nicht lang genug in den beheizten Räumen. 

Und auch die natürlichen Düfte des Weihnachtsbaumes, sogenannte Terpene, sind ungefährlich - hoch konzentrierte Duftöle und auch Kerzen sind vergleichsweise bedenklicher. Sie erzeugen Ruß und verbrauchen Sauerstoff, daher sollte regelmäßig gelüftet werden. "Im Endeffekt ist alles andere rund um den Weihnachtsbaum schädlicher als der Baum selber", sagt der Schadstoffexperte Riss. (Sophie Niedenzu, derStandard.at, 19.12.2012)