"Das Jüdische Echo. Jugend im Aufbruch: Gestern, Heute, Morgen", Vol. 61, Jg. 2012/13, 14,50 Euro

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Chillen, abhängen, Freunde treffen, studieren, Job und Wohnung - kurzum, seinen Platz in der Welt finden: Die Wünsche und Ängste der Jugendlichen ähneln einander über alle Landes- und Konfessionsgrenzen hinweg. Mitunter allerdings driften die guten Wünsche und die real existierenden Möglichkeiten drastisch auseinander.

Dies belegt die Jahreszeitschrift "Das Jüdische Echo" mit klugen Essays, humorvollen Reportagen, aufschlussreichen Interviews, konzisen Analysen und wahrlich weltbewegenden Erinnerungen, etwa von Häuptling Leon: Leon Zelman hatte Das Jüdische Echo 1951 mitbegründet und bis zu seinem Tod 2007 als Chefredakteur geleitet.

Gespür für gute Geschichten

Zelmans Nachfolgerin Marta S. Halpert beweist auch in der aktuellen Ausgabe zum Thema Jugend im Aufbruch großes Gespür für gute Geschichten (sie selbst hat u. a. Lotte Tobisch interviewt und eine aus Usbekistan nach Wien eingewanderte Familie porträtiert) - und für gute Autoren. So etwa beschreibt der israelische Bühnenautor Joshua Sobol seine Jugend in den späten Fünfzigerjahren im Kibbuz Shamir. Das Auseinanderklaffen von Ideal und Umsetzung sollte ihn später zu seinem Theaterstück "Die Nacht des Zwanzigsten" inspirieren.

Düster ist Otmar Lahodynskys Recherche über jugendliche Arbeitslose: Europas verlorene Generation. Zukunftsweisend der Aufsatz der mehrfach ausgezeichneten US-amerikanischen Historikerin Pamela S. Nadell über jüdisches Selbstverständnis "made in America", über das verbindende Feiern jüdischer und nichtjüdischer Jugendlicher etwa auf Universitäts-Campussen und über die Erschaffung jüdischer Identität aus gemeinsamem Kulturkonsum.

Gerhard Roth reflektiert seine Kindheit im Schweigensreich, und Alan Posener bringt das Altwerden pointiert auf den Punkt: "In Würde altern? Vergiss es!" (Andrea Schurian, DER STANDARD, 18.12.2012)