Teilnehmen durften alle von 14 bis 20 Jahren, die einen Text zum Thema "Utopia - Wege in die Zukunft" einreichten.

Foto: Standard/Margit Riepl

Zu Beginn des Schuljahres hingen die Plakate des „Wiener City Literaturwettbewerbs" in allen Gymnasien des ersten Wiener Bezirks. An dessen Ende steht ein Auftritt im Casino am Schwarzenbergplatz, während dem die Texte der Schüler von renommierten Schauspielern rezitiert werden. Dazwischen liegt für alle Nachwuchsliteraten ein weiter Weg mit mehreren Auswahlverfahren.

Teilnehmen durften alle von 14 bis 20 Jahren, die einen Text zum Thema "Utopia - Wege in die Zukunft" einreichten. Ob Kurzgeschichte, Essay oder Gedicht spielte dabei keine Rolle. Bis Ende der Frist landeten über 43 literarische Werke auf einer Homepage, auf der Interessierte über die Qualität der Texte abstimmen konnten. Zusätzlich vergab eine Jury Punkte. 

So wurden die zwanzig beliebtesten Geschichten herauskristallisiert. Die Autoren wurden nun in der zweiten Phase des Wettbewerbs bei einem Treffen im Café Landtmann aufgefordert, einen neuen Text zum selben Thema zu verfassen - im Rahmen eines Literaturworkshops, geleitet von Christoph Braendle. Der Schweizer Autor, der seit 25 Jahren hauptsächlich in Wien lebt, hatte den Wettbewerb eigens ins Leben gerufen. Bei den Workshops ging es ihm nicht darum, die jungen Schriftsteller inhaltlich oder stilistisch auszubessern, sondern sie in ihrer literarischen Entfaltung zu unterstützen.

Bei gemütlicher Kaffeehausatmosphäre wurden die Texte auch laut vorgelesen, so auch der spätere Gewinnertext, bei dem Braendle die Tränen gekommen sein. Doch ihm war klar, dass er "nicht einfach vor einer Gruppe Teenager anfangen könne zu heulen." Der Autor gab aber zu, immer wieder sehr gerührt von jenem Text gewesen zu sein, und ihn schon lange als seinen Favorit gesehen zu haben.

Die folgende Stufe des Wettbewerbs war, dass Schauspieler des Burgtheaters die Texte gemeinsam mit den Verfassern einstudieren sollten, um sie schließlich in der Finalrunde vorzutragen, welche am 28. November im Kasino am Schwarzenbergplatz stattfand. Die Finalisten hatten sich in Schale geworfen, nervös und sichtlich stolz war wohl jeder von ihnen. Freunde und Familie waren zahlreich vertreten, der Ansturm war groß, so wie Braendle es gehofft hatte. 

Insgesamt vier Schauspieler, darunter Cornelius Obonya, der den neuen "Jedermann" spielt, lasen die Finaltexte vor und wirkten dabei sehr gut vorbereitet. Durch die Vielfalt der Texte wurde der Abend zu keiner Stelle eintönig oder langweilig: Es gab sprachlich anspruchsvolle, ironische, schlichte, längere und kürzere, in Drehbuchform verfasste und als Chat angelegte Beiträge. Das Thema "Utopia" wurde unterschiedlich aufgefasst, und doch gab es Parallelen, zum Beispiel der Glaube daran, dass die Erde früher oder später nicht mehr so existieren würde, wie jetzt. (Simay Zwerger, DER STANDARD, 19.12.2012)