Geöffnete Schatztruhen der Forschung und Lehre

Die seltsamen Objekte da rechts stammen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts und "wohnen" an der Universität Wien. Diese beiden Hinweise helfen vermutlich auch nicht weiter, um zu erkennen, um was es sich bei den bunten Gegenständen handelt. Die Lösung: Es sind Modelle verschiedener Kristallformen aus der Mineraliensammlung des Instituts für Mineralogie und Kristallografie der Universität Wien.

Die wird demnächst 650 Jahre alt und öffnet mit dem Band Schaukästen der Wissenschaft erstmals ihre reichen Sammlungen, auf höchst anschauliche und vielgestaltige Weise die lange Geschichte von Lehre und Forschung widerspiegeln. Der üppig illustrierte Band gibt einzigartige Einblicke in historische Sammlungen, Dia-, Foto- und Videotheken, Archive bis hin zu den Pflanzensammlungen des Botanischen Gartens oder dem Sternwarte-Museum - und führt vor Augen, welche Schätze da zum Teil in den Sammlungen schlummern. (tasch)

Claudia Feigl (Hg.)
Schaukästen der Wissenschaft

Die Sammlungen an der Universität Wien
Böhlau Verlag
200 Seiten, 30,80 Euro

Foto: Böhlau

Licht ins Herz der kongolesischen Finsternis

Etienne Nkasi ist unglaubliche 126 Jahre alt, als der belgische Historiker, Archäologe und Journalist David Van Reybrouck ihn 2008 erstmals in seinem Haus in Kinshasa aufsucht - in einem Land, in dem die durchschnittliche Lebenserwartung nicht einmal 45 Jahre beträgt. Nkasis Leben ist fest mit der Geschichte des Kongo verkettet, und die birgt viel Unglaubliches. Er ist nur einer der Protagonisten, durchwegs einfache Leute, deren Stimmen Van Reybrouck versammelt, um tief einzutauchen in düstere Zeiten, entlegenste Winkel und eine Chronik zwischen Ausbeutung, Gewalt und Idealismus.

Es ist die Mischung aus persönlichen Zeugnissen, aus der Versenkung geholten Dokumenten, präziser Reportage und bildgewaltiger Prosa, die das preisgekrönte Buch mit dem schlichten Titel Kongo von der ersten Seite an so mitreißend macht. Vor den Augen des Lesers breitet sich das Land im Herzen Afrikas aus, mit all seinen Ambivalenzen zwischen Gut und Böse. Kolonialismus, Despotie, "Rumble in the Jungle", Blutdiamanten, Warlords - alles fügt sich aus der Alltagsperspektive heraus zu einem globalen Ganzen zusammen und bringt damit Licht in die vermeintliche Finsternis. (kri)

David Van Reybrouck
Kongo

Eine Geschichte
Suhrkamp Verlag
783 Seiten, 30,80 Euro

Foto: Suhrkamp

Die wissenschaftliche Wahrheit über den Weihnachtsmann

Woher eigentlich kommt der? Geht man der Frage geografisch nach, sind die Lösungen widersprüchlich: Der nordamerikanische Santa Claus wohnt am Nordpol, der Weihnachtsmann der Schweden hingegen in Dalarna, und sein dänischer Kollege ist in Grönland zu Hause. Die Frage nach der Herkunft des Weihnachtsmanns lässt sich aber auch religionswissenschaftlich beantworten. Genau das hat der deutsche Ethnologe Thomas Hauschild versucht und sich auf eine Suche nach den Wurzeln und verwandten mythischen Figuren rund um den Globus begeben.

Nicht überraschend landete er zunächst beim heiligen Nikolaus, der nicht allzu weit von der türkischen Stadt Antalya geboren wurde. Der Bischof war tatsächlich ein selbstloser Schenker, der aber auch für Disziplin sorgte. Das würde laut Hauschild auch noch heute Nachhall finden, wenn der Weihnachtsmann danach fragt, ob die Kinder brav gewesen sind. Erstaunlicher wird Hauschilds mitunter etwas langatmige Spurensuche dann im Osten, wo Hauschild erhebliche Parallelen mit dem chinesischen "Gott des langen Lebens" und dem "Weißen Alten" aus der Mongolei entdeckt. (tasch)

Thomas Hauschild
Der Weihnachtsmann
Die wahre Geschichte
Verlag S. Fischer
384 Seiten, 20,60 Euro

(DER STANDARD, 19.12.2012)

Foto: Fischer