2012 war ein hervorragendes Jahr für Indie Games, darum fällt es besonders schwer, die Besten des Jahres zusammenzustellen. Seit Mai sammelt der GameStandard in der Serie "Best of Indie-Games" die bemerkenswertesten Spiele unabhängiger Entwickler in einer kleinen, angesichts der Fülle letztlich subjektiven Leistungsschau, in der die aktuellen Indie-Perlen des Monats vorgestellt werden.

Die Diskussionen zum Indie-Begriff selbst gehören dabei schon irgendwie zum Fixprogramm: Zur Erinnerung sei hier nochmals auf die pragmatische Universaldefinition von Craig Stern verwiesen: Ein Indie-Game wäre dieser Definition nach jedes Spiel, das (a) von Anfang bis Ende ohne den Einfluss eines Publishers oder Lizenzgebers fertiggestellt und (b) von einem einzelnen Entwickler oder einem kleinen Team erstellt wurde.

Ein gutes Indie-Jahr geht zu Ende; hier sind zehn Indie-Spiele, die 2012 ganz oben mitgespielt haben - aufgrund der Unterschiedlichkeit der Titel ohne Reihung, dafür aber mit massig Spielspaß, der mit den Hochglanzproduktionen locker mithalten kann. 

Nachlese

Die besten Videospiele des Jahres 2012

Botanicula (Amanita Design; PC, Mac Linux; iOS in Planung) 

Schöner war 2012 auch kein Triple-A-Titel: Das minimalistische Adventure des tschechischen Entwickler Jakub Dvorsky ist dank großartiger Musik und Ausnahmegrafikstil ein Fest für große und kleine Entdecker. Geschenktipp auch für bislang weniger vom Medium überzeugte Zeitgenossen.

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DayZ (Bohemia Interactive/Dean Hall; Windows) 

Härte ist ein gutes Stichwort: Eine Zombieapokalypse, eine frei erkundbare Welt in der Grafik von "Arma 2", ein einziges, zerbrechliches Leben und ein ganzer Haufen gemeiner Mitspieler, die uns Vorräte und Munition abnehmen wollen: Die Mod "Day Z" ist ein Multiplayer-Phänomen mit Erlebnisgarantie. Für mich persönlich das spannendste Spiel des Jahres.

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Dear Esther (Thechineseroom; Windows, Mac, Linux) 

Hier verschwimmt die Grenze zwischen Spiel und interaktiver Kunst: Dan Pinchbecks melancholischer Spaziergang über eine schottische Insel ist trotzfehlender Spielelemente eines der berührendsten Erlebnisse des letzten Jahres. Grafisch spektakulär, musikalisch fantastisch, literarisch, schön.

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Fez (Polytron; XBLA)

Phil Fish und sein mit Preisen überhäuftes cleveres Plattformspiel "Fez" waren die Stars in der Dokumentation "Indie Game - The Movie", und die Vorschusslorbeeren waren gerechtfertigt: Schlaues Spiel mit drei Dimensionen, stylischer Retrolook und viel Insiderhumor machen "Fez" zum Pflichtkauf für XBLA.

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Journey (ThatGameCompany; PS3)

Das Spiel des Jahres für GameStandard-Kollege Zsolt Wilhelm, und das mit gutem Grund: Das meditative und bezaubernd schöne Experiment von Indie-Urgestein Jenovah Chen ist ein einzigartiges Erlebnis. (Übrigens: Indie-hungrige PS3-Spieler finden mit: "The Unfinished Swan", "Papo & Yo" zwei weitere Indie-Prlen, die es knapp nicht in die Top 10 geschafft haben.)

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FTL (Subset Games; Windows, Mac, Linux)

Unendliche Weiten, gemeine Außerirdische und dank Roguelike-Konzept immer wieder überraschend: Der originelle Weltraumopernsimulator generiert bei jedem Spiel kleine und große Science-Fiction-Epen. Minimalismus mit hohem Wiedererzählwert.

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Hotline Miami (Dennaton; Windows)

Für viele Kritiker nicht nur das beste Indiespiel des Jahres, sondern im ganzen Medium, bietet Jonathan Söderströms erster kommerzieller Erstling nicht nur reduzierte, knackige Topdown-Action mit tödlichem Splatterballett, sondern stellt auch noch hinterfotzige Fragen zur Gewaltfixierung des ganzen Mediums und seiner Spieler. "Hotline Miami" ist ein intelligentes, bitterböses Stück Mediensatire und zugleich ein perfektes Stück Action-Unterhaltung. Und die Musik möchte man am liebsten in den Undergroundclubs der Stadt nochmal hören.

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Legend of Grimrock (Almost Human; Windows)

So frisch können totgeglaubte Spielprinzipien sein: Die finnische Neuinterpretation des Klassikers "Dungeon Master" zeigt, dass gutes Spieldesign in Würde altert. Mit einer Heldengruppe schrittweise im monsterverseuchten Dungeon: Nicht nur Fans des Klassikers werden hieran ihre helle Freude haben.

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Slender (Parsec; Windows, Mac)

Das kostenlose Horrorspiel "Slender" zeigt, wie mit Reduktion echter Schrecken erzeugt wird: Kein Spiel zuvor brachte den atemlosen Horror besser auf den Punkt als dieses kleine, gemeine Experiment mit der Angst. Gänsehaut garantiert.

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Spelunky HD (Derek Yu; Windows, Mac, XBLA)

Apropos retro: 2012 erschien Derek Yus Freeware-Klassiker endlich in einer rundumerneuerten Fassung für XBLA, und das fordernde Höhlenabenteuer mit zufallsgenerierten Levels bleibt ungeschlagen, wenn es um Wiederspielwert und masochistische Herausforderung geht. Hart, aber gut.

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Es ist ein bunter Strauß an ganz unterschiedlichen Spielen, die in diesem subjektiven Best of Indie 2012 einen Top-10-Platz ergattert haben - ein Beweis für die riesige Innovationskraft der unabhängigen Spielentwickler. Und auch 2013 wird sicher wieder spannend. Wir sehen uns dann wieder beim monatlichen Roundup der besten Indie-Games Ende Januar, in dem auch die bemerkenswertesten Spiele des Rests des Jahres 2012 Erwähnung finden werden. (Rainer Sigl, derStandard.at, 26.12.2012)

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