Die Savile-Sexaffäre hat schwere Führungsmängel sowie organisatorisches " Chaos und Verwirrung" bei der BBC zutage gefördert. Zu diesem Fazit kommen zwei Untersuchungs-Berichte, die der öffentlich-rechtliche Sender veröffentlichte. Als Konsequenz nahm nach dem bereits zurückgetretenen Generaldirektor nun auch der stellvertretende Nachrichtenchef seinen Hut. Man werde "aus der Affäre lernen", kündigte Interims-Generaldirektor Tim Davie an.
Falsche Entscheidung
Der Entertainer Jimmy Savile soll mehr als 300 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht und vergewaltigt haben. Wie sein früherer Arbeitgeber vor und nach Saviles Tod im Oktober 2011 mit den Vorwürfen umging, hat die Glaubwürdigkeit des BBC-Journalismus massiv beschädigt. Das TV-Magazin Newsnight hatte einen Bericht über Saviles Sexualleben vergangenen Winter nicht ausgestrahlt. Diese Entscheidung sei "vollkommen falsch" gewesen, heißt es im Bericht des langjährigen Nachrichtenchefs von Sky News, Nick Pollard.
Offenbar im Bemühen, das Versäumnis wettzumachen, sendete Newsnight November einen Bericht, der einen hochrangigen Ex-Politiker fälschlich der Vergewaltigung männlicher Jugendlicher beschuldigte. Dabei ließ das Magazin jede journalistische Sorgfalt vermissen.
Neuorganisation des BBC-Managements
Wenige Tage nach der Ausstrahlung trat Generaldirektor George Entwistle zurück, die BBC musste dem Politiker 229.000 Euro Buße bezahlen Nach den 2,45 Mio. Euro teuren Untersuchungen soll Newsnight nun eine neue Führung bekommen. Der BBC-Aufsichtsrat unter Lord Chris Patten ordnete zudem eine Neuorganisation des BBC-Managements an. (Sebastian Borger aus London, DER STANDARD, 20.12.2012)