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Beim Verabreichen von Insulin brauchen Kinder oft Unterstützung.

Foto: APA/Reed Saxon

Wien - Die Vorweihnachtszeit verführt mit allerlei Leckereien zum Schlemmen. Maßvoll Essen ist da bereits für Gesunde schwierig. Für Kinder, die unter Diabetes leiden, ist es eine Notwendigkeit, nicht nur während der Festtage. Kontrollierte Nahrungszufuhr in Kombination mit einer Insulintherapie begleitet diese Kinder ein Leben lang.

Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) betont den Bedarf von geschulten Betreuungspersonen und geeigneten Versorgungsstrukturen in Kindergärten und Schulen. Beides trägt zur Therapiesicherheit bei und erleichtert den Lebensalltag der betroffenen Kinder. In Österreich erhalten junge Diabetiker die beste verfügbare medizinische Therapie, bei den Rahmenbedingungen sind allerdings noch einige Verbesserungen möglich. Dies betont die Österreichische Arbeitsgruppe für Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie (APEDÖ, eine Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde - ÖGKJ) und fordert Rehabilitationsplätze für die betroffenen Kinder.

Regelmäßige Insulinverabreichung

Von den zwei bekanntesten Formen des Diabetes (Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2) verbreitet sich unter Kindern und Jugendlichen vor allem der Diabetes mellitus Typ 1 (insulinabhängiger Diabetes) rasant. Jedes Jahr erkranken in Österreich rund 300 Kinder und Jugendliche daran. Die Zahlen haben sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt, wobei immer jüngere Kinder - sogar Kleinkinder unter 5 Jahren - davon betroffen sind (Schober et al., J. Pediatr. 2009). Mehr als 95 Prozent der Kinder mit Diabetes mellitus haben einen DMT1. Die Zahl der Neuerkrankungen von Kindern an Diabetes mellitus Typ 2 (Altersdiabetes) ist trotz der Zunahme an übergewichtigen Kindern nahezu konstant geblieben.

Von Diabetes mellitus Typ 1 betroffene Kinder müssen mehrmals am Tag ihren Blutzucker messen, den Kohlehydratgehalt des Essens berechnen und eine entsprechende Menge an Insulin verabreichen. Die meisten dieser Kinder verwenden eine Insulinpumpe oder einen Insulin-Pen. 

Unterstützung notwendig

Je nach Alter benötigen diese Kinder bei der Verabreichung des Insulins Unterstützung durch Erwachsene. Zu Hause wird den Kindern durch Familienmitglieder geholfen, in Kindergarten und Schule sind sie auf Betreuungspersonen angewiesen, die diese Aufgabe übernehmen.

Aufgrund mangelnden Wissens über die Erkrankung, des zusätzlichen Betreuungsaufwands für die Pädagogen, aber auch wegen der ungeklärten Rechtslage bezüglich der Abgabe von Insulin, werden viele betroffene Kinder bei ihrer Therapie nicht entsprechend unterstützt. Die Verunsicherung von Betreuern und Lehrern führt mitunter sogar dazu, dass den betroffenen Kindern die Teilnahme an Schulveranstaltungen untersagt wird.

Multidisziplinäre Zusammenarbeit

Der dramatische Anstieg an kindlichen Diabetikern macht eine verbesserte Betreuung erforderlich. Bereits jetzt organisieren Diabetes-Teams verschiedener Behandlungszentren Schulungen für die Betreuer erkrankter Kindern. Für diese Tätigkeit muss es jedoch exakte Reglementierungen und eine ebensolche Finanzierung geben.

"Aufgrund der Heterogenität der Betreuungseinrichtungen und der verschiedenen Zuständigkeiten - private Träger, Gemeinde, Länder, Bund - konnte in Österreich bisher keine einheitliche Vorgehensweise gefunden werden. Diese wäre aber für die Betreuung der betroffenen Kinder absolut notwendig", appelliert Birgit Rami-Merhar von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Wien. Nebenbei fordern Experten pädiatrische Zentren mit diabetologischer Spezialisierung und multidisziplinären Spezialistenteams.

Bedarf an Rehabilitationsplätzen

Eine weitere Verbesserung in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus würde die Schaffung einer Diabetesrehabilitation darstellen. "Rehabilitationsplätze für Kinder und Jugendliche mit Diabetes würden eine wichtige aktive Präventionsmaßnahme zur Vermeidung von Diabetes-bedingten Spätkomplikationen wie Erblindung, Nierenversagen oder schwere Nervenstörungen darstellen, da die Krankheitseinsicht der Kinder verbessert, die metabolische Kontrolle optimiert und die Therapiesicherheit erhöht würden", erklärt Burkhard Simma vom Landeskrankenhaus Feldkirch, Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde und Mitglied der ÖGKJ. Für Kinder unter 12 Jahren mit Diabetes mellitus Typ 1 empfiehlt die ÖGKJ außerdem eine familienorientierte Diabetesrehabilitation, bei der die Bezugsperson des erkrankten Kindes in der Rehabilitation mit einbezogen wird.

Diabetes-Camps für Kinder

In Österreich gibt es mehrere Diabetes-Camps, die von erkrankten Kindern genutzt werden, da es für die Betroffenen noch keine Kur- oder Rehabilitationsmöglichkeiten gibt. Neben den sozial und psychologisch wichtigen gemeinsamen Freizeitaktivitäten mit gleichaltrigen Betroffenen bieten die Camps kindgerechte Diabetes-Schulungen, bezüglich richtiger Ernährung, Kohlehydratberechnung oder Insulinanpassung beim Sport. (red, derStandard.at, 20.12.2012)