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bawag-Chef Byron Haynes hat sein eigenes Gutachten eingeholt. Das spricht von "Optimierung", nicht von Spekulation.

Foto: Reuters/Bader heinz-peter

Wien/Linz - In der Linzer Swap-Affäre hat die Bawag nun das von der Staatsanwaltschaft Linz beauftragte Gutachten von Christian Imo durch ein eigenes Privatgutachten zerpflücken lassen. Thomas Heidorn, Professor an der Frankfurt School of Finance, hat sich das 404 Seiten starke Imo-Gutachten angesehen und dabei "eine Menge von Fehlern gefunden", sagte Heidorn am Donnerstag. 

Heidorns Stellungnahme sei allerdings für das Verfahren "praktisch ohne Relevanz", erklärte der Anwalt der Stadt Linz, Lukas Aigner, in einer Aussendung. Einerseits sei Heidorn in Österreich gar nicht als gerichtlich beeideter Sachverständiger zugelassen, andererseits habe dieser keine Gesamtbewertung des rechtsanhängigen Currency Related Swaps (Swap 4175) vorgenommen.

Kein Spekulationsprodukt ...

Die Quintessenz des Heidorn-Gutachtens: Das zwischen der Stadt Linz und der Bawag geschlossene Swap-Geschäft sei tatsächlich eine Optimierung gewesen und kein Spekulationsprodukt, wie von Imo behauptet. Dass das Geschäft "State of the Art" gewesen sei, zeige die Tatsache, "dass es nicht nur das Angebot der Bawag gab, sondern auch ein Angebot der Bank Austria zum genau gleichen Zeitpunkt und mit gleicher Struktur", sagte Heidorn. "Und es gab, als die Bawag dann die Produkte am Markt einstellen wollte, also sich selbst absichern wollte, eine Kotierung einer deutschen Investmentbank die zeigte, wo die handelbaren Preise am Markt waren."

Die Fehler in Imos Gutachten sind laut Heidorn gravierend - z.B. falsche Währungsumrechungen oder ein falsch bezeichnetes Diagramm - oder durch die Wortwahl tendenziös. So lege die Definition "Power Option" nahe, dass es um ein Produkt gehe, in dem eine Potenz vorkommt, das also besonders spekulativ sei - was laut Heidorn "völlig falsch" ist.

... aber volles Risiko?

Warum das Geschäft für die Bawag so schlecht ausgegangen ist, wenn es sich um eine Optimierung gehandelt hat, begründet Heidron so: "Risiko bedeutet, was verliere ich mit welcher Wahrscheinlichkeit. Das Ereignis, das wir jetzt gesehen haben, hatte eine extrem niedrige Wahrscheinlichkeit - das heißt aber nicht, dass es nicht passiert."

Ungeachtet des Gutachter-Streits läuft das Mediationsverfahren zwischen Bawag und Stadt Linz inzwischen weiter. Zwar gibt sich der der Rechtsbereichsleiter der Bawag, Alexander Schall, recht zuversichtlich, was die Chancen der Bank angeht, vor Gericht zu siegen, aber "egal, wie die Instanzenzüge gehen, landen wir sicher beim Obersten". (APA, 20.12.2012)