Foto: Smalltown Supersound

NENEH CHERRY & THE THING The Cherry Thing Remixes (Smalltown Supersound)
Wenn das Material schwach ist, werden gewöhnlich auch Remixes davon nicht besser. Man sieht das gerade bei Björk und ihrem aktuellen, auf der letzten Originalarbeit Biophilia beruhenden Remixalbum Bastards.

Bei Neneh Cherry und ihrem im Juni veröffentlichten Studioalbum The Cherry Thing handelt es sich von vornherein um die Bearbeitung von Fremdmaterial aus der Feder Iggy Pops und der Stooges, Ornette Colemans, ihres Stiefvaters Don Cherry oder Martina Topley-Birds.

Songs wie Dirt oder Accordion wurden vom skandinavischen Free-Jazz-Trio The Thing um Saxofonist Mats Gustafsson nicht nur auf ihre Belastbarkeit untersucht, sondern auf das etwaige Potenzial ihrer Freiheits- oder Befreiungsversprechungen, um die es im Free Jazz ursprünglich einmal ging. So entstand ein geheimes Album des Jahres.

Die Remixes der Coverversionen aus der Hand von verdienten Leuten wie Merzbow, Four Tet, Jim O'Rourke, Lindstrom & Prins Thomas oder des Österreichers Christof Kurzmann zwängen die Improvisationen wieder in engere rhythmische Korsette. Wobei eng beim japanischen Noise-Terroristen Merzbow meist im Sinne von Bondage gedeutet wird.

Herausragend dabei eine wunderbar zwischen Blasmusikschräglage und Vibrafonschmelz hängende Sichtung des alten Suicide-Klassikers Dream Baby Dream.

 

BRIAN ENO Lux (Warp)
Nach Jahrzehnten kehrt der "Erfinder" der Ambientmusik (Music For Airports, 1978), der ehemalige Soundexzentriker bei Roxy Music, der innovative (Talking Heads) und nicht so innovative britische Produzent (Coldplay) zurück zur stillen Einfalt und edlen Größe des musikalischen Nichtereignisses.

Piano, Keyboards, Streicher, Vibrafonsounds. Weite Flächen, über die sanfte Brisen ziehen. Pling, Plong. Klammer auf - Nichts - Klammer zu. Punkt. Nach eineinviertel Stunden ist die Stille hörbar gemacht.

Das klingt sehr angenehm, aber es stimmt schon, was die britische Kritik dazu sagt: Super, wenn das Album läuft. Auch egal, wenn die Musik dann aufhört. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 21.11.2012)