Werner Rydl wurde als "Superhirn" in Sachen Steuer bezeichnet; jetzt ist er ohne festen Wohnsitz.

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Wien - Der gerne als "Steuer-Superhirn" und in den 1990er Jahren als "Staatsfeind Nummer 1" bezeichnete ehemalige Groß-Steuerhinterzieher Werner Rydl hat einen neuen Freund gefunden, der die Sache für ihn richten soll. Gustav Jobstmann, früher Kapitän, vermittelt heute zwischen österreichischer Finanz, Innenministerium und diversen Finanzämtern in Sachen Rydl. "Der ist wie lebendig begraben", sagt Jobstmann dem Standard.

Denn Werner Rydl ist zwar neuerdings in Besitz einer "Karte für Geduldete", damit aber ist sein Aktionskreis weiterhin beschnitten. Diese Duldungskarte, die einen Aufenthaltstitel beinhaltet, wird laut Innenministerium an Personen ausgestellt, bei denen keine Abschiebung möglich ist.

Im Atlantik gebunkerte Gelder

Dabei würde Rydl, eventuell mithilfe von Jobstmann, gerne nach Brasilien fahren und dort die an einem geheimen Ort, im "Niemandsland im Atlantik" , gebunkerten Gelder holen. Fünf Milliarden Euro sollen es sein, die er versteckt hat. Allerdings belaufen sich seine Rückstände aus 21 Jahren Steuernichtzahlung auf zwölf Milliarden Euro, wie er dem Standard vorrechnet. "Ich kann nicht alles zahlen", sagt der Bezieher einer Mindestsicherung. Mit dem Bezirksamt Baden bestehe ein Rückzahlungsplan über 11,6 Millionen Euro.

Rydl hatte in den 1990er-Jahren begonnen, einen Exporthandel aufzubauen, bei dem er das Umsatzsteuersystem mitsamt der Möglichkeit des Vorsteuerabzugs zu seinem Vorteil nutzte. Die Finanz nannte dies bald Betrug, Rydl spricht bis heute von einem "Steuerembargo". Auch von Brasilien aus, wo er sich 1995 niederließ, führte er diese Geschäfte fort. Die Brasilianer lieferten ihn nach einer mehrjährigen Haftstrafe aus - trotz Fehlens eines Auslieferungsabkommens.

Umtriebger Ex-Kapitän

Der verworrenen Geschichte hat sich Jobstmann angenommen, der nach Informationen der Kronen Zeitung auch in anderen komplizierten Fällen vermittelt. So sollen die in der Schweiz gebunkerten Gelder des ersten Präsidenten Indonesiens, Sukarno, dem Erben, einem ansonsten nicht näher bekannten Edy Soekanto, zugeführt werden. "Solche Dinge werden an mich herangetragen", sagt Jobstmann, der eine Mediatorenausbildung beginnen will: "Mir geht es um die Sache. ich will etwas ermöglichen." Ganz Patriot, hat er dem präsumtiven Erben eine Liste von Firmen - Siemens, ABB etc. - zukommen lassen, in die dieser investieren könnte, wenn er das Geld einmal hat. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 21.12.2012)