Wien - Mehrere hunderttausend Euro hat Alexander F. in Kuverts aus der Schweiz in das Wiener Büro Mensdorffs überbracht - nie sei auch nur ein einziger Schein nachgezählt worden. Nach vier Verhandlungstagen im Geldwäscheprozess gegen Alfons Mensdorff-Pouilly wird deutlich, seine Zu- und Mitarbeiter wie auch die Angeklagten selbst teilen eine Eigenschaft, die für große Finanzgeschäfte unerlässlich scheint: unhinterfragte Loyalität gegenüber dem Auftraggeber.

Anhand des am Donnerstag als Zeugen geladenen F. zeigt sich das in zweifacher Hinsicht. Der pensionierte Vermögensberater sollte im Jahr 2001 seinem Freund Mensdorff einen "Finanzexperten" vermitteln. Das Profil: "Sein Know-how in der Finanzbranche wurde nicht definiert." Er sollte ein "vertrauenswürdiger Mann" sein. Der Zweitangeklagte Kurt D., der sich am Mittwoch entschlug, weil er den Aussagen Mensdorffs nichts hinzuzufügen hat, bekam damals den Job.

F. selbst erledigte 27 Botendienste für Mensdorff. Insgesamt hat er mehrere Millionen Euro überbracht. Warum Mensdorff sein Geld nicht selbst abgeholt hat? "Ich weiß nicht, warum ich zwischengeschaltet wurde." Er habe die "Freundschaftsdienste" nie hinterfragt.

Am Dienstag wurde Mensdorff nach der Qualifikation der Geschäftsführerin seiner Firma MPA Wien gefragt. Die Antwort: "Ich konnte mich auf sie verlassen." Die seiner Geschäftsführerin in Prag? "Anständig, loyal."

Mensdorff bekam Teile seines Honorars vom Rüstungskonzern BAE nicht direkt, sondern über Valurex, die Firma seines Mentors Timothy Landon überwiesen - der habe das so eingefädelt, Mensdorff ihm blind vertraut.

Waffenexperten sagen, die unerschütterliche Loyalität zwischen den Akteuren sei der Grund, warum zwielichtige Deals fast nie auffliegen. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 21.12.2012)