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Die Altstadt von Sanaa.

Foto: REUTERS/Mohamed al-Sayaghi

Sanaa/Wien - In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa ist am Freitagnachmittag ein Österreicher entführt worden. Das bestätigte das Außenministerium am späten Freitagabend gegenüber der APA. Bei dem Entführten handle es sich um einen 26-jährigen Wiener, der vermutlich einen Sprachkurs dort gemacht habe, sagte Außenamts-Sprecher Martin Weiss.

Über die Hintergründe zu der Entführung gibt es weiterhin keine genauen Informationen. Das Außenamt in Wien stehe im laufenden Kontakt mit den Behörden in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sowie dem jemenitischen Botschafter in Wien, teilte das Ministerium am Samstagnachmittag mit. Zudem tage derzeit ein Krisenstab.

Stadtausfahrten von Polizei kontrolliert

Spekulationen, nach denen das Terrornetzwerk Al-Kaida hinter der Entführung stehen könnte, wollte der Sprecher des Außenministeriums, Nikolaus Lutterotti, nicht kommentieren. "Das sind alles Mutmaßungen", erklärte er auf APA-Anfrage. Die Nachrichtenagentur AFP hatte unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, dass die Sicherheitsbehörden die Al-Kaida hinter der Tat vermuteten.

Demnach habe das Terrornetzwerk vor zehn Tagen gedroht, Ausländer zu entführen, um die Freilassung von inhaftierten Mitgliedern zu erwirken. Es sei wahrscheinlich, dass sich die Entführer noch in Sanaa aufhalten, so der Sicherheitsbeamte gegenüber der AFP. Alle Stadtausfahrten werden von der Polizei kontrolliert.

Von bewaffneten Männern verschleppt

Auch die näheren Umstände der Entführung waren zunächst unklar. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, der Österreicher und ein finnisches Paar seien auf dem Tahrir-Platz im Zentrum der jemenitischen Hauptstadt entführt worden. Sie wurden laut Reuters in ein Auto gezerrt. Die Nachrichtenagentur AFP schrieb unter Berufung auf Sicherheitskreise, vier bewaffnete Männer hätten die drei aus einem Geschäft für Elektronik verschleppt.

Lokale Medien meldeten bereits am Nachmittag, dass drei Ausländer in Sanaa entführt worden. Wie die Online-Ausgabe der arabischen Tageszeitung al-Quds al-Arabi berichtet, wurden zwei finnische Studenten und ein Österreicher am Tahrir-Platz in der jemenitischen Hauptstadt mit einer Waffe bedroht und gezwungen in einen SUV zu steigen. Die beiden Finnen sollen dem Bericht zufolge verheiratet sein und mit dem befreundeten Österreicher in der Altstadt einkaufen gewesen sein, als sie entführt wurden.

Opfe wurden oft wieder freigelassen

In den vergangenen 15 Jahren wurden laut AFP im Jemen mehr als 200 Menschen entführt, meist von den mächtigen Stämmen, die damit politische Forderungen durchsetzen wollten. Die meisten der Entführungsopfer wurden später unverletzt wieder freigelassen.

Vor genau sieben Jahren, am 21. Dezember 2005, waren während einer ganzen Serie von Einführungen von Ausländern im Jemen auch die beiden Österreicher Barbara Meisterhofer (31) und Peter Schurz (52) in die Hände von Geiselnehmern geraten. Nach wenigen Tagen kamen sie nach Verhandlungen zwischen Stammesführern und der Zentralregierung in Sanaa in der Nacht auf den Heiligen Abend unversehrt wieder frei. (red/APA, derStandard.at, 21.12.2012)

Karte von Sanaa:
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