Nairobi - Bei dem Überfall auf ein Dorf im Südosten Kenias sind nach jüngsten Angaben 45 Menschen getötet worden. 14 Angreifer seien unter den Toten, teilte die örtliche Polizei am Samstag mit. Unter den getöteten Dorfbewohnern befanden sich demnach zehn Männer, fünf Frauen und 16 Kinder. Laut Polizeiangaben wurden die Leichen von neun getöteten Angreifern verbrannt. Am Freitag war die Gesamtzahl der Toten mit 39 angegeben worden.

Offizielle Erklärungen für den Hintergrund der Bluttat gab es nicht. Die Einwohner des betroffenen Dorfes Kipao gehören nach Aussage des örtlichen Polizeichefs Aggrey Adoli zur Volksgruppe der Orma, bei den Angreifern habe es sich um Milizen des Pokomo-Stamms gehandelt. Im Spätsommer war ein Konflikt zwischen den vorwiegend Landwirtschaft betreibenden Orma und dem Hirtenvolk der Pokomo eskaliert. Mehr als hundert Menschen wurden bis Mitte September getötet, seitdem ließ die Gewalt nach.

Das Wiederaufflammen des Konflikts könnte aber auch mit einer Entwaffnungskampagne der Behörden zusammenhängen. In den letzten zwei Tagen habe es Spannungen gegeben, weil manche das Gefühl gehabt hätten, die Regierung bevorteile die jeweils andere Volksgruppe, hieß es. Auch die im März anstehenden Wahlen in Kenia, bei denen über das Parlament und den Präsidenten abgestimmt wird, könnten Auslöser der Bluttat gewesen sein. Da die Wähler in Kenia meist entsprechend ihrer ethnischen Zugehörigkeit wählen, könnte eine Massenvertreibung aus der Region auch die Wahlergebnisse beeinflussen.

Die US-Regierung forderte ein "Ende der Spirale der Gewalt". Präsidentensprecher Jay Carney sagte am Samstag in Washington, die Regierung in Nairobi, die kenianische Polizei und die Verantwortlichen der Volksgruppen der Orma und Pokomo müssten ihre Anstrengungen verstärken, einen "dauerhaften Frieden" zwischen den Volksgruppen zu ermöglichen und nach solchen Gewalttaten die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. (APA, 22.12.2012)